Natalizumab (Tysabri®, Tyruko®)
Wirkstoff
Natalizumab (NAT) ist ein monoklonaler Antikörper. Dies sind im Labor produzierte Eiweißstoffe, die ganz bestimmte Eiweißstrukturen im Körper erkennen.
Handelsnamen
Tysabri®, Tyruko®
Indikation
Tysabri® ist ein Arzneimittel zur Behandlung von Erwachsenen mit Multipler Sklerose (MS), deren Erkrankung mit einer anderen krankheitsmodifizierenden Therapie nicht hinreichend kontrolliert werden kann oder sich rasch verschlimmert.
Tyruko® ist ein Arzneimittel, das bei Erwachsenen zur Behandlung hochaktiver Multipler Sklerose (MS) angewendet wird, die sich rasch verschlimmert oder mit mindestens einer anderen krankheitsmodifizierenden Therapie (einer Therapie, die den Verlauf der Erkrankung verändern kann) nicht ausreichend kontrolliert wird
Tysabri®/Tyruko® werden bei der „schubförmig remittierenden“ MS angewendet, einer Art von MS, bei der der Patient zwischen Perioden mit stabilen Symptomen (Remissionen) immer wieder Anfälle (Rückfälle) erleidet.
Verabreichungsform
NAT wird alle 4 Wochen als einstündige Tropfinfusion in eine Vene gegeben. Da die Infusion eine allergische Reaktion auslösen kann, muss der Patient während der Infusion und danach eine Stunde lang überwacht werden. Falls nach sechs Monaten kein eindeutiger Nutzen für den Patienten erkennbar ist, sollte der Arzt die Behandlung überdenken.
Tysabri® steht ebenfalls als Fertigspritze für die subkutane (s.c.) Anwendung zur Verfügung. (subkutan: dt. unter die Haut).
Wirkweise
Natalizumab ist ein monoklonaler Antikörper, der auf ein als „α4β1-Integrin“ bezeichnetes Protein auf der Oberfläche von weißen Blutzellen abzielt, das an Entzündungen beteiligt ist. Es wird angenommen, dass Natalizumab durch die Bindung an das Integrin die weißen Blutzellen daran hindert, in das Gehirn und das Rückenmarksgewebe überzugehen, wodurch die durch MS hervorgerufene Entzündung und die daraus resultierende Nervenschädigung reduziert wird. Dadurch werden die Krankheitssymptome gemildert.
Nicht geeignet bei/für
Personen unter 18 Jahren, bereits bestehenden Lebererkrankungen oder verschlechterten Leberwerten, autoimmunvermittelten Beschwerden der Leber wie Autoimmunhepatitis oder einer Überempfindlichkeit/Allergie gegen den Wirkstoff.
Nebenwirkungen
NAT kann das Risiko von Infektionen, einschließlich der Gehirninfektion PML, erhöhen. PML ist eine sehr ernsthafte Erkrankung, die zu schwerer Behinderung oder zum Tod führen kann. Je länger NAT gegeben wird, desto höher ist das PML-Risiko, insbesondere bei Patienten, die länger als zwei Jahre behandelt werden. Das Risiko ist ebenfalls höher, wenn der Patient vor Beginn der Behandlung mit NAT Immunsuppressiva erhalten hat oder Antikörper gegen das Virus aufweist, das PML auslöst. Besteht Verdacht auf PML, muss der Arzt die Behandlung abbrechen, bis mit Sicherheit festgestellt wird, dass der Patient die Infektion nicht hat.
Sehr häufige Nebenwirkungen von NAT (die mehr als 1 von 10 Behandelten betreffen können) sind
- Harnwegsinfektionen,
- Nasopharyngitis (Entzündung der Nase und des Rachens),
- Kopfschmerzen,
- Schwindel,
- Nausea (Übelkeit),
- Gelenkschmerzen und
- Müdigkeit.
Patienten können langlebige Antikörper gegen Natalizumab entwickeln, was die Wirksamkeit des Arzneimittels verringert.
NAT darf nicht angewendet werden bei Patienten mit PML oder einem Infektionsrisiko, einschließlich Patienten, deren Immunsystem geschwächt ist. Es darf weder zusammen mit anderen krankheitsmodifizierenden Arzneimitteln noch bei Patienten mit Krebs (mit Ausnahme einer Hautkrebsart, des sogenannten Basalzellkarzinoms) angewendet werden.
Letzte Aktualisierung: 13.08.2024 (Quellen: EPAR EMA; DGN)