Sexuelle Störungen bei Multipler Sklerose – hohe Dunkelziffer?
Acht Prozent der befragten MS-Erkrankten in Deutschland haben zum Zeitpunkt der letzten Meldung für das MS-Register der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft, Bundesverband e.V. angegeben, unter sexuellen Störungen zu leiden.
Sexuelle Störungen bei MS-Erkrankten können eine direkte Folge der verlangsamten Weiterleitung von Nervenimpulsen sein, aber auch durch psychosoziale Probleme in der Beziehung bedingt sein. Zudem können weitere MS-Symptome wie Inkontinenz, Fatigue, Spastik, Lähmungen, Schmerzen oder Depressionen das Sexualleben beeinträchtigen. Da das Vorliegen von sexuellen Störungen nicht selten verschwiegen wird, ist vermutlich von einer höheren Dunkelziffer auszugehen. Bei 4.700 der 17.000 betrachteten Patienten wurden vom behandelnden MS-Zentrum keine Angaben zum Vorliegen des Symptoms gemacht. Dies zeigt auf, dass eine systematische Thematisierung im Arzt-Patientenkontakt dringend geboten ist, um so auch das Wissen des Arztes um die Symptome des Patienten zu verbessern.
Die sexuellen Störungen bleiben bei über drei Viertel der befragten MS-Erkrankten (78,2 Prozent) unbehandelt. Innerhalb der 21,8 Prozent Patienten, die behandelt werden, erhalten 62,1 Prozent eine medikamentöse Therapie, 32,5 Prozent erhalten eine nicht-medikamentöse Behandlung und weitere 5,4 Prozent eine Kombination aus medikamentöser und nicht-medikamentöser Therapie. Die am häufigsten angewendete nicht-medikamentöse Behandlung der sexuellen Störungen ist mit 47,0 Prozent die Physiotherapie, gefolgt von der Psychotherapie mit 39,4 Prozent.
Quelle: msfp gGmbH, DMSG, Bundesverband e.V. - 09.05.2018
Redaktion: DMSG, Bundesverband e.V. - 09.05.2018