Multiple Sklerose und Corona-Virus: Update der Empfehlungen zur Corona-Schutzimpfung
Was sollten Menschen mit Multipler Sklerose in der aktuellen Pandemie-Situation beachten? In den regelmäßig überprüften Empfehlungen der MS-Experten Prof. Dr. med. Ralf Gold und Prof. Dr. med. Judith Haas aus dem Ärztlichen Beirat der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft, Bundesverband e.V. erfahren Sie mehr über Schutzmaßnahmen, Testverfahren, Impfungen und Therapie.
Das Robert Koch-Institut (RKI) schätzt die Gefährdung für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland insgesamt weiterhin als moderat ein. Die derzeit vorherrschenden Omikron-Varianten von SARS-CoV-2 sind sehr leicht von Mensch zu Mensch übertragbar, führen jedoch im Vergleich zu vorherigen Varianten zu weniger schweren Krankheitsfällen und einer nur geringfügigen Erhöhung der Todesfälle. Das Infektionsrisiko und das Risiko, schwerer zu erkranken besteht vor allem für Menschen in höherem Lebensalter, mit Vorerkrankungen und unzureichendem Immunschutz. Das Infektionsrisiko kann jedoch durch eine vollständige (zweimalige) Impfung, eine oder mehrere Booster-Impfungen und das individuelle Verhalten wirksam reduziert werden.
Wir empfehlen weiter die Beachtung der A-H-A+L-Regel, insbesondere bei Treffen in geschlossenen Räumen und bei Veranstaltungen. Dies gilt im Besonderen auch wegen der anhaltend stark zirkulierenden saisonalen Influenza- und respiratorischer Viren.
Bundesweit ist die Test- und Maskenpflicht im Zusammenhang mit SARS-CoV-2 überwiegend abgeschafft.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) am RKI hat am 23. Februar ihre Impf-Empfehlung zur Corona-Schutzimpfung aktualisiert. Das RKI empfiehlt die Auffrischungsimpfung für alle Menschen ab dem 12. Lebensjahr mit einem der Omikron-adaptierten bivalenten mRNA-Impfstoffe. Für Kinder und Jugendliche zwischen dem 5. und dem 11. Lebensjahr wird eine Auffrischung mit einem der Omikron-adaptieren bivalenten mRNA-Impfstoffe nur bei Vorliegen einer Vorerkrankung empfohlen.
Bislang noch ungeimpfte Personen sollen grundsätzlich eine Impfserie (zwei Impfungen) mit mRNA-Impfstoffen erhalten. Zwei weitere Studien haben keine erhöhten Risiken für einen Schub nach der Impfung gegen das SARS-CoV-2-Virus bei MS gezeigt.
Die STIKO empfiehlt, dass Menschen mit einer Immundefizienz (ab dem fünften Lebensjahr) frühestens sechs Monate nach der ersten Auffrischung eine zweite Auffrischung erhalten. Die Auffrischung soll mit einem mRNA-Impfstoff erfolgen. Die STIKO empfiehlt die zweite Auffrischung generell für Menschen ab 60 Jahren, für Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen sowie Tätige in medizinischen Einrichtungen und Pflegeeinrichtungen. Wer zu diesen Personengruppen zählt, aber drei Monate oder später nach der 1. Auffrischungsimpfung eine SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht hat, dem wird vorerst keine weitere (4.) Auffrischung vom RKI empfohlen. Fand die Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus innerhalb von 3dreiMonaten nach der Auffrischungsimpfung statt, so empfiehlt die STIKO die Impfung im Abstand von drei Monaten nach der Infektion.
Die sogenannten Virostatika (antivirale Medikamente) wie Paxlovid®, Veglury®, Lagevrio® (2. Wahl) in der Frühphase (innerhalb von 5 Tagen nach Auftreten) einer Erkrankung mit dem SARS-CoV-2-Virus bei Menschen mit Immundefizienz (auch immunsupprimierte MS-Erkrankte) können aber einen schweren Verlauf verhindern.
Der kombinierte Einsatz der Tabletten Nirmatrelvir und Ritonavir (Paxlovid®) soll zudem Krankenhauseinweisungen um 90 % reduzieren. Für Infizierte mit hohem Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf – auch solchen mit fehlender oder unvollständiger Immunisierung – ist in den ersten Tagen nach Symptombeginn eine frühzeitige Gabe möglich. Eine unvollständige Immunisierung kann insbesondere bei immunsupprimierten Patienten trotz adäquat durchgeführtem Impfschema vorliegen, oder wenn die Grundimmunisierung mehr als 6 Monate zurückliegt und keine Boosterung bzw. zwischenzeitlich keine Corona-Infektion erfolgte. Wir empfehlen Ihnen, bei Eintreten einer SARS-CoV-2-Infektion und vorhandener Immundefizienz (immunsupprimierte MS-Erkrankte) sich umgehend mit Ihrem behandelnden Neurologen in Verbindung zu setzen. Da Paxlovid® mit anderen Medikamenten Wechselwirkungen zeigt, ist dringend darauf zu achten, dass Sie Ihrem Arzt alle eingenommenen Medikamente und insbesondere auch andere Erkrankungen mitteilen. Ein Wiederaufflammen der SARS-CoV2-Infektion ist in sechs Prozent aller Behandlungsfälle mit Paxlovid® möglich.
Bitte beachten Sie, dass eine Impfung Sie zwar vor schweren Verläufen einer COVID-19-Erkrankung schützt, aber Daten vorliegen, die zeigen, dass auch geimpfte oder genesene Personen als Überträger der Erkrankung in eine Rolle spielen, wenngleich auch in deutlich geringerem Ausmaß als Ungeimpfte. Auch Reinfektionen können erfolgen. Wir empfehlen daher allen, auch genesenen und geimpften und geboosterten Menschen mit MS angesichts der nach wie vor hohen Ansteckungszahlen die bekannten Hygieneregeln einzuhalten.
Auch für Besuche in Alten- und Pflegeheimen sind die Testpflichten inzwischen entfallen. Personen mit Symptomen wird empfohlen, ihren Arzt zu kontaktieren. Der Anspruch auf einen kostenlosen PCR-Test aufgrund bestehender Symptomatik im Rahmen der Krankenbehandlung besteht weiterhin.
Die Gesetzliche Krankenversicherung hat die Abrechenbarkeit des Tele-Funktionstrainings bis vorerst 7. April 2023 verlängert. Wie es danach weitergeht, darüber werden wir Sie kurzfristig informieren.
Wir werden das Corona-Update mit dieser Ausgabe zum 10.03.2023 vorerst beenden. Sollten sich kurzfristig wichtige Erkenntnisse im Zusammenhang mit SARS-CoV-2 oder für Menschen mit MS und einer Infektion mit dem neuartigen Erreger ergeben, werden wir darauf reagieren.
Gemeinsam mit dem Deutschen MS-Register hat die DMSG mittels einer Online-Befragung Daten von MS-Erkrankten in Zusammenhang mit der Corona-Schutzimpfung erhoben. Mehr als 3.600 MS-Erkrankte haben sich daran beteiligt. Wir danken allen, die sich beteiligt haben. Über Ergebnisse werden wir weiter berichten. Achten Sie auf unsere News und unseren Newsletter.
Mehr erfahren Sie in den Empfehlungen nach einem Klick auf den folgenden Link:
Zusätzliche Informationsmöglichkeiten für MS-Betroffene:
- In Arzt-Sprechstunden auf MS Connect können Sie sich mit Ihren Fragen an unsere Experten aus dem Ärztlichen Beirat wenden.
- Mit einer Vielzahl von Online-Vorträgen bieten wir auch die Möglichkeit, sich direkt bei den MS-Experten zu informieren.
- Mehr Informationen zum Thema Covid-19 finden Sie auf der folgenden Seite: Corona-Virus und Multiple Sklerose
Autoren
Redaktion: DMSG, Bundesverband e.V., - 06. März 2020 (aktualisiert 10.03.2023)