Ozanimod bei Multipler Sklerose (MS): Dosierungsanpassung für Patienten mit bestimmten Leberfunktionseinschränkungen!
Zur Anwendung von Ozanimod bei MS-Patienten mit leichter oder mäßiger chronischer Leberfunktionseinschränkung (Child-Pugh-Klasse A oder B) wird vom Hersteller in Abstimmung mit der zuständigen Behörde eine Dosisreduktion empfohlen. Die genannten Leberfunktionseinschränkungen erhöhten in einer entsprechenden Studie die Exposition mit den Hauptmetaboliten (Substanzen, die im Stoffwechsel umgesetzt oder gebildet werden) des Arzneimittels um das Zweifache. Auch wenn bisher keine klinische Auswirkung bekannt ist, sollen betroffene Patienten nach der täglichen Aufdosierung über sieben Tage die Erhaltungsdosis von 0,92 mg nur jeden zweiten Tag einnehmen. Diese bereits in der aktuellen Fachinformation enthaltene Information wurde nun auch in der „Checkliste zur Verringerung von Arzneimittel- und Anwendungsrisiken – Ärztinnen und Ärzte“ aktualisiert. Die Checkliste gehört zu den Dokumenten des behördlich angeordneten und genehmigten Schulungsmaterials, die mit der „Blauen Hand“ gekennzeichnet sind.
Ozanimod ist ein Sphingosin-1-Phosphat (S1P)-Agonist und wird für die Behandlung von schubförmig remittierender Multiple Sklerose (RRMS) mit aktiver Erkrankung, definiert durch klinische oder bildgebende Befunde bei Erwachsenen angewendet. Daneben wird es auch bei bestimmten Formen der Colitis Ulcerosa, einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung, eingesetzt.
Die Leber ist ein wichtiges Organ bei der Verstoffwechselung von Arzneimitteln (Pharmakokinetik = was macht der Körper mit dem Arzneimittel). Sie wandelt mit Hilfe von Enzymen die Arzneimittel zumeist in deren aktive Zwischenprodukte (Metabolite) um. Ergebnisse einer pharmakokinetischen Mehrfachdosisstudie bei Patienten mit chronischen Lebererkrankungen (leichte oder mäßige chronische Leberfunktionseinschränkung - Child-Pugh-Klasse A oder B) zeigte bei der Anwendung von 0,92 mg Ozanimod einen Anstieg der aktiven Hauptmetaboliten (CC112273 und CC1084037) um das 2- bis 2,3-fache gegenüber gesunden Studienteilnehmern. Klinische Auswirkungen dieser zweifach-erhöhten Exposition sind bisher nicht bekannt. In der Aufdosierungsphase wurden keine Auswirkungen der genannten Leberfunktionseinschränkungen auf die Pharmakokinetik beobachtet.
Berücksichtigt man das therapeutische Fenster (Zeitraum in dem ein Arzneimittel in therapeutischer Konzentration/Dosis im Körper wirkt) von Ozanimod und die Daten aus der pharmakokinetischen Mehrfachdosisstudie wird nun Patienten mit leichter oder mäßiger chronischer Leberfunktionseinschränkung (Child-Pugh-Klasse A oder B) eine Dosisreduktion empfohlen. Diese Patienten sollten das 7-tägige Dosissteigerungsschema wie in der Fachinformation dargestellt absolvieren, anschließend aber 0,92 mg einmal jeden zweiten Tag einnehmen anstatt täglich.
Das Schulungsmaterial von Ozanimod wurde vom Hersteller in Abstimmung mit dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) aktualisiert und darüber entsprechend informiert. Die Aktualisierung betrifft ausschließlich die Checkliste für Ärztinnen und Ärzte. Die Patientenmaterialien sind von der Aktualisierung nicht betroffen.
Hier finden Sie das gesamte derzeit gültige Schulungsmaterial für Ozanimod:
Behördlich angeordnete und genehmigtes Schulungsmaterial ist seit 2016 mit der „Blauen Hand“ gekennzeichnet. Dieses auffällige und eindeutige Logo soll eine Verwechslung der behördlichen Arzneimittelinformationen mit Herstellerinformationen ausschließen. Das Schulungsmaterial richtet sich an Patienten sowie medizinisches Fachpersonal, damit wichtige Informationen zur Anwendung eines Arzneimittels diese Zielgruppen zuverlässig erreichen. Das Symbol der „Blauen Hand“ ist der seit Längerem etablierten „Roten Hand“ nachempfunden, welche über sicherheitsrelevante Aspekte zu einem Arzneimittel informiert.
Kommentar von Prof. Dr. med. Ralf Gold, Vorsitzender im Ärztlichen Beirat der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft, Bundesverband e.V.:
„S1P-Agonisten werden seit über zehn Jahren zur Behandlung von hochaktiver MS eingesetzt. Die Verstoffwechslung über die Leber ist der Gruppe gemeinsam. Bei einem der Wirkstoffe ist sogar vorgeschrieben bei Patienten den sog. Genotyp eines Enzyms aus der sog. P450 Gruppe vorab zu bestimmen. Die langsamere Eindosierung bei Ozanimod ist eine Sicherheitsmaßnahme. Sie lässt den behandelnden Ärzten die Möglichkeit, frühzeitig überproportionale Anstiege von Leberenzymen zu erkennen.“
S1P-Agonisten in der Therapie der MS: Die Wirkstoffe heißen Fingolimod, Ozanimod, Ponesimod und Siponimod.
Quellen und weitere Infos
- „Zeposia (Ozanimod): Geänderte Dosierungsempfehlung für Patientinnen und Patienten mit leichter oder mäßiger chronischer Leberfunktionseinschränkung (Child-Pugh-Klasse A oder B)“, Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), 18. August 2023, LINK: https://www.bfarm.de/SharedDocs/Risikoinformationen/Pharmakovigilanz/DE/RHB/2023/info-zeposia.pdf?__blob=publicationFile
- „Blaue Hand kennzeichnet künftig Schulungsmaterial“, DAS.online, 01. Dezember 2016, LINK: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2016/12/01/blaue-hand-kennzeichnet-kuenftig-schulungsmaterial
Redaktion: DMSG-Bundesverband e.V. - 23.08.2023