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DMSG Aktuell

Paritätischer Armutsbericht 2025: Armut wächst in Deutschland trotz Wohlstand – Armutsrisiko steigt weiter an

Seit über 35 Jahren veröffentlicht der Paritätische Gesamtverband jährlich den Armutsbericht und trägt damit kontinuierlich zur öffentlichen Diskussion über Armut und deren Auswirkungen bei. Der Paritätische unterbreitet dabei stets auch konkrete Lösungsvorschläge zur Bekämpfung der Armut in Deutschland. Seit diesem Jahr  wird die Berichterstattung ausgeweitet und vertieft, indem verschiedene Facetten von Armut und spezifische Betroffenengruppen über das Jahr hinweg fokussiert betrachtet werden.
Auch Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Multiple Sklerose (MS) sind überdurchschnittlich von Armut bedroht – u.a. durch frühe Erwerbsunfähigkeit, eingeschränkte Berufsmöglichkeiten, das Risiko des mit der MS einhergehenden früheren Pflegebedarfs und zusätzlicher krankheitsbedingter Ausgaben.

Teurer Alltag, sinkende Kaufkraft: Wie Inflation Armut verschärft

Nachdem die Armutsquote zwischen 2020 und 2023 einen leichten Abgang erfuhr, stieg diese nun erstmal wieder im Beobachtungszeitraum an. Der Armutsbericht 2024 des Paritätischen Gesamtverbandes zeigt die alarmierende Situation der Armut in Deutschland. Laut den neuesten Daten aus der Mikrozensus-Unterstichprobe MZ-SILC stieg die Armutsquote von 2023 auf 2024 um 1,1 Prozentpunkte, was bedeutet, dass mittlerweile 15,5 Prozent der deutschen Bevölkerung von Armut betroffen sind. Diese Zahl entspricht etwa 13 Millionen Menschen, die unterhalb der Armutsgrenze leben, was für ein reiches Land wie Deutschland auf einem viel zu hohen Niveau liegt.

Ein Grund dafür ist die starke Inflation der letzten Jahre, die vor allem durch die Folgen der Corona-Pandemie und den Krieg in der Ukraine ausgelöst wurde. Zwar stieg die Armutsschwelle in Deutschland von 1.300 Euro im Jahr 2020 auf 1.381 Euro im Jahr 2024, die reale Situation hat sich für armutsbetroffene Menschen jedoch verschlechtert. Das tatsächliche Einkommen liegt deutlich unterhalb dieser Schwelle: Gerade einmal 1.099 Euro im Durchschnitt. Wenn man außerdem schaut, wie viel sich die Menschen von diesem Ged tatsächlich leisten konnten, sieht es noch schlimmer aus: Im Jahr 2020 waren es noch Waren und Dienstleistungen im Wert von 981 Euro. Bis 2023 ist dieser Wert auf nur noch 883 Euro gesunken – das sind rund 10 Prozent weniger. Erst 2024 ist dieser Wert wieder leicht gestiegen auf 921 Euro. Trotzdem können sich arme Menschen heute spürbar weniger leisten als noch vor ein paar Jahren.

Menschen mit MS: Unsichtbare Armutsrisiken durch Krankheit, Behinderung und Pflegebedarf

Auch Menschen mit Multipler Sklerose (MS) sind überdurchschnittlich häufig durch das Armutsrisiko betroffen – insbesondere Frauen. Die chronische, meist schon im jungen Erwachsenenalter einsetzende Erkrankung kann zu einem frühen Ausscheiden aus dem Erwerbsleben führen. Laut dem MS-Register der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) ist in etwa die Hälfte der Menschen mit MS in Deutschland bereits vor dem gesetzlichen Rentenalter berufsunfähig – ein Risiko, das damit doppelt so hoch ist wie in der Allgemeinbevölkerung. Besonders alarmierend: Auch Personen mit einem geringen Grad körperlicher Einschränkung (EDSS-Wert ≤ 4,5), die formal noch als voll arbeitsfähig gelten, sind häufig frühverrentet. Das liegt unter anderem an unsichtbaren, aber belastenden Symptomen wie Fatigue oder kognitiven Beeinträchtigungen, die in den bisherigen Bewertungssystemen nicht ausreichend berücksichtigt werden.

Frauen mit MS sind besonders gefährdet: Sie beziehen laut DMSG deutlich häufiger Erwerbsminderungsrente als Männer mit gleichem Behinderungsgrad. Gleichzeitig sind sie häufiger nur geringfügig beschäftigt – was langfristig zu deutlich geringeren Rentenansprüchen führt und das Risiko für Altersarmut erhöht. Hinzu kommen Mehrfachbelastungen durch Beruf, Familie und Pflegeaufgaben, die den Verbleib im Erwerbsleben zusätzlich erschweren.
Die DMSG fordert deshalb gezielte politische Maßnahmen, um soziale Härten zu vermeiden: Dazu gehören unter anderem eine gerechtere Berücksichtigung unsichtbarer Symptome im Erwerbsminderungsrecht, individuelle Beratungshilfen in Entscheidungssituationen, eine armutsvermeidende Rentenreform für chronisch Erkrankte sowie bessere Vereinbarkeit von Arbeit und chronischer Krankheit.

Soziographische Merkmale: Wer besonders betroffen ist

Das soziodemografische Profil der Armut zeigt 2024 bekannte, aber weiterhin besorgniserregende Muster. Laut dem Paritätischen Armutsbericht sind Frauen mit 16,2 % stärker armutsgefährdet als Männer (14,7 %), besonders auffällig bei jungen Frauen (18–24 Jahre) und älteren Frauen ab 65 Jahren, wo jede Fünfte betroffen ist. Der Gender Pension Gap beträgt laut DIW 31,4 %: Frauen erhalten durchschnittlich 940 € Rente, Männer 1.370 €. Noch gravierender ist der Motherhood Pension Gap – Mütter sind deutlich schlechter abgesichert, vor allem mit steigender Kinderzahl. Ein Viertel der 18- bis 25-Jährigen lebt in Armut; viele von ihnen sind Studierende oder Auszubildende und zählen als „sonstige Nicht-Erwerbstätige“, obwohl sie aktiv beschäftigt sind. Auch diese Gruppe ist überproportional armutsgefährdet. Auffällig bleibt die hohe Armutsquote unter Alleinerziehenden, Menschen mit niedriger Bildung, ohne deutsche Staatsbürgerschaft und Langzeitarbeitslosen. Altersarmut liegt insgesamt bei alarmierenden 19,4 %.

Wichtig ist, nicht nur auf typische Risikogruppen wie Erwerbslose, Migrantinnen oder Menschen mit geringer Bildung zu fokussieren. Zwar sind diese überdurchschnittlich betroffen, stellen aber nicht die Mehrheit der Armen dar. 63 % der Armen verfügen über ein mittleres oder hohes Bildungsniveau, 70,2 % haben die deutsche Staatsangehörigkeit. Betrachtet man die Erwerbsstatusstruktur genauer, zeigt sich: Die größte Gruppe der Armen sind keine Erwerbslosen, sondern sonstige Nichterwerbspersonen – also Schülerinnen, Studierende, pflegende Angehörige oder Menschen in Elternzeit. Zusammen mit den unter 16-Jährigen und den Rentner*innen (25 %) bilden diese Gruppen die Mehrheit der Armutsbetroffenen. Armut ist damit vor allem auch ein Problem von jungen und alten Menschen außerhalb des Erwerbslebens – und kein Randphänomen.

Materielle Entbehrung betrifft längst nicht mehr nur klassische Risikogruppen

Neben der Einkommensarmut berücksichtigt die EU mit dem AROPE-Indikator auch geringe Erwerbsbeteiligung und materielle sowie soziale Entbehrung als Armutsdimensionen. Letztere beschreibt den finanziell bedingten Verzicht auf Güter und Aktivitäten, die zum normalen Lebensstandard gehören – also Formen absoluter Armut. Gerade in Zeiten steigender Preise für Wohnen, Energie und Lebensmittel zeigt dieser Indikator besonders deutlich, wie sich Kaufkraftverluste auf das alltägliche Leben auswirken.
2024 leben in Deutschland etwa 5 Millionen Menschen in erheblicher materieller Entbehrung – darunter rund 1,1 Mio. Kinder, 3,3 Mio. Erwachsene bis 65 und 750.000 Rentnerinnen. Bemerkenswert ist, dass diese Gruppe keineswegs nur aus klassischen Risikogruppen besteht: 1,2 Millionen sind vollzeiterwerbstätig, weitere 1,2 Millionen gehören zur Gruppe der Nichterwerbstätigen jenseits von Arbeitslosen und Rentnern. Materielle Entbehrung und Einkommensarmut sind zwar eng verknüpft, aber nicht deckungsgleich: Auch Haushalte oberhalb der Armutsschwelle erleben Entbehrungen, besonders seit dem inflationsbedingten Kaufkraftverlust. Diese Entwicklung zeigt, dass finanzielle Belastungen zunehmend in die Mitte der Gesellschaft vordringen.

Armut bekämpfen - Gute Löhne, starke Sozialleistungen, bezahlbares Wohnen

Um Armut wirksam zu bekämpfen, braucht es vor allem eines: mehr Geld für armutsbetroffene Menschen – durch gute Löhne, wirksame Sozialleistungen und bezahlbares Wohnen. Viele Erwerbstätige verdienen so wenig, dass ihr Einkommen kaum über dem Niveau des Bürgergeldes liegt. Statt Sozialleistungen gegeneinander auszuspielen, müssen strukturelle Lösungen her. Dazu gehören ein armutsfester Mindestlohn von 15 Euro pro Stunde sowie Tariftreue bei öffentlichen Aufträgen, um Lohndumping zu verhindern. Auch der Sozialstaat hat vielfältige Möglichkeiten, Armut abzufedern: Familienpolitische Leistungen müssen so ausgestaltet sein, dass kein Kind in Armut aufwächst. Renten, Grundsicherung und BAföG müssen angehoben und armutsfest gestaltet werden, ebenso wie Pflegekosten solidarisch getragen werden sollten. Besonders dringlich ist die Begrenzung der Wohnkosten: 2024 gaben armutsbetroffene Haushalte im Schnitt 43,8 Prozent ihres Einkommens für Miete aus. Deshalb braucht es eine bundesweite, schärfere Mietpreisbremse, die Möglichkeit für Mietendeckel in angespannten Märkten, mehr Schutz vor missbräuchlichen Kündigungen sowie massive Investitionen in dauerhaft sozial gebundenen Wohnraum. Nur mit einer sozialen Wohnungs- und Arbeitsmarktpolitik lässt sich Armut wirksam und nachhaltig zurückdrängen.

Ausblick: Armut verstehen – und wirksam handeln

Der Armutsbericht 2024 macht deutlich: Armut in Deutschland ist kein Randphänomen, sondern betrifft weite Teile der Bevölkerung – quer durch Altersgruppen, Bildungsstände und Erwerbsverhältnisse. Die strukturellen Ursachen sind bekannt, ebenso wie viele wirksame Gegenmaßnahmen.
Die Ausweitung der Berichterstattung ab 2025 bietet die Chance, das Thema noch differenzierter in den Blick zu nehmen – und dabei Menschen sichtbar zu machen, deren Lebensrealitäten bislang zu oft im Schatten standen.

Teurer Alltag, sinkende Kaufkraft: Wie Inflation Armut verschärft

Nachdem die Armutsquote zwischen 2020 und 2023 einen leichten Abgang erfuhr, stieg diese nun erstmal wieder im Beobachtungszeitraum an. Der Armutsbericht 2024 des Paritätischen Gesamtverbandes zeigt die alarmierende Situation der Armut in Deutschland. Laut den neuesten Daten aus der Mikrozensus-Unterstichprobe MZ-SILC stieg die Armutsquote von 2023 auf 2024 um 1,1 Prozentpunkte, was bedeutet, dass mittlerweile 15,5 Prozent der deutschen Bevölkerung von Armut betroffen sind. Diese Zahl entspricht etwa 13 Millionen Menschen, die unterhalb der Armutsgrenze leben, was für ein reiches Land wie Deutschland auf einem viel zu hohen Niveau liegt.

Ein Grund dafür ist die starke Inflation der letzten Jahre, die vor allem durch die Folgen der Corona-Pandemie und den Krieg in der Ukraine ausgelöst wurde. Zwar stieg die Armutsschwelle in Deutschland von 1.300 Euro im Jahr 2020 auf 1.381 Euro im Jahr 2024, die reale Situation hat sich für armutsbetroffene Menschen jedoch verschlechtert. Das tatsächliche Einkommen liegt deutlich unterhalb dieser Schwelle: Gerade einmal 1.099 Euro im Durchschnitt. Wenn man außerdem schaut, wie viel sich die Menschen von diesem Ged tatsächlich leisten konnten, sieht es noch schlimmer aus: Im Jahr 2020 waren es noch Waren und Dienstleistungen im Wert von 981 Euro. Bis 2023 ist dieser Wert auf nur noch 883 Euro gesunken – das sind rund 10 Prozent weniger. Erst 2024 ist dieser Wert wieder leicht gestiegen auf 921 Euro. Trotzdem können sich arme Menschen heute spürbar weniger leisten als noch vor ein paar Jahren.

Menschen mit MS: Unsichtbare Armutsrisiken durch Krankheit, Behinderung und Pflegebedarf

Auch Menschen mit Multipler Sklerose (MS) sind überdurchschnittlich häufig durch das Armutsrisiko betroffen – insbesondere Frauen. Die chronische, meist schon im jungen Erwachsenenalter einsetzende Erkrankung kann zu einem frühen Ausscheiden aus dem Erwerbsleben führen. Laut dem MS-Register der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) ist in etwa die Hälfte der Menschen mit MS in Deutschland bereits vor dem gesetzlichen Rentenalter berufsunfähig – ein Risiko, das damit doppelt so hoch ist wie in der Allgemeinbevölkerung. Besonders alarmierend: Auch Personen mit einem geringen Grad körperlicher Einschränkung (EDSS-Wert ≤ 4,5), die formal noch als voll arbeitsfähig gelten, sind häufig frühverrentet. Das liegt unter anderem an unsichtbaren, aber belastenden Symptomen wie Fatigue oder kognitiven Beeinträchtigungen, die in den bisherigen Bewertungssystemen nicht ausreichend berücksichtigt werden.

Frauen mit MS sind besonders gefährdet: Sie beziehen laut DMSG deutlich häufiger Erwerbsminderungsrente als Männer mit gleichem Behinderungsgrad. Gleichzeitig sind sie häufiger nur geringfügig beschäftigt – was langfristig zu deutlich geringeren Rentenansprüchen führt und das Risiko für Altersarmut erhöht. Hinzu kommen Mehrfachbelastungen durch Beruf, Familie und Pflegeaufgaben, die den Verbleib im Erwerbsleben zusätzlich erschweren.
Die DMSG fordert deshalb gezielte politische Maßnahmen, um soziale Härten zu vermeiden: Dazu gehören unter anderem eine gerechtere Berücksichtigung unsichtbarer Symptome im Erwerbsminderungsrecht, individuelle Beratungshilfen in Entscheidungssituationen, eine armutsvermeidende Rentenreform für chronisch Erkrankte sowie bessere Vereinbarkeit von Arbeit und chronischer Krankheit.

Soziographische Merkmale: Wer besonders betroffen ist

Das soziodemografische Profil der Armut zeigt 2024 bekannte, aber weiterhin besorgniserregende Muster. Laut dem Paritätischen Armutsbericht sind Frauen mit 16,2 % stärker armutsgefährdet als Männer (14,7 %), besonders auffällig bei jungen Frauen (18–24 Jahre) und älteren Frauen ab 65 Jahren, wo jede Fünfte betroffen ist. Der Gender Pension Gap beträgt laut DIW 31,4 %: Frauen erhalten durchschnittlich 940 € Rente, Männer 1.370 €. Noch gravierender ist der Motherhood Pension Gap – Mütter sind deutlich schlechter abgesichert, vor allem mit steigender Kinderzahl. Ein Viertel der 18- bis 25-Jährigen lebt in Armut; viele von ihnen sind Studierende oder Auszubildende und zählen als „sonstige Nicht-Erwerbstätige“, obwohl sie aktiv beschäftigt sind. Auch diese Gruppe ist überproportional armutsgefährdet. Auffällig bleibt die hohe Armutsquote unter Alleinerziehenden, Menschen mit niedriger Bildung, ohne deutsche Staatsbürgerschaft und Langzeitarbeitslosen. Altersarmut liegt insgesamt bei alarmierenden 19,4 %.

Wichtig ist, nicht nur auf typische Risikogruppen wie Erwerbslose, Migrantinnen oder Menschen mit geringer Bildung zu fokussieren. Zwar sind diese überdurchschnittlich betroffen, stellen aber nicht die Mehrheit der Armen dar. 63 % der Armen verfügen über ein mittleres oder hohes Bildungsniveau, 70,2 % haben die deutsche Staatsangehörigkeit. Betrachtet man die Erwerbsstatusstruktur genauer, zeigt sich: Die größte Gruppe der Armen sind keine Erwerbslosen, sondern sonstige Nichterwerbspersonen – also Schülerinnen, Studierende, pflegende Angehörige oder Menschen in Elternzeit. Zusammen mit den unter 16-Jährigen und den Rentner*innen (25 %) bilden diese Gruppen die Mehrheit der Armutsbetroffenen. Armut ist damit vor allem auch ein Problem von jungen und alten Menschen außerhalb des Erwerbslebens – und kein Randphänomen.

Materielle Entbehrung betrifft längst nicht mehr nur klassische Risikogruppen

Neben der Einkommensarmut berücksichtigt die EU mit dem AROPE-Indikator auch geringe Erwerbsbeteiligung und materielle sowie soziale Entbehrung als Armutsdimensionen. Letztere beschreibt den finanziell bedingten Verzicht auf Güter und Aktivitäten, die zum normalen Lebensstandard gehören – also Formen absoluter Armut. Gerade in Zeiten steigender Preise für Wohnen, Energie und Lebensmittel zeigt dieser Indikator besonders deutlich, wie sich Kaufkraftverluste auf das alltägliche Leben auswirken.
2024 leben in Deutschland etwa 5 Millionen Menschen in erheblicher materieller Entbehrung – darunter rund 1,1 Mio. Kinder, 3,3 Mio. Erwachsene bis 65 und 750.000 Rentnerinnen. Bemerkenswert ist, dass diese Gruppe keineswegs nur aus klassischen Risikogruppen besteht: 1,2 Millionen sind vollzeiterwerbstätig, weitere 1,2 Millionen gehören zur Gruppe der Nichterwerbstätigen jenseits von Arbeitslosen und Rentnern. Materielle Entbehrung und Einkommensarmut sind zwar eng verknüpft, aber nicht deckungsgleich: Auch Haushalte oberhalb der Armutsschwelle erleben Entbehrungen, besonders seit dem inflationsbedingten Kaufkraftverlust. Diese Entwicklung zeigt, dass finanzielle Belastungen zunehmend in die Mitte der Gesellschaft vordringen.

Armut bekämpfen - Gute Löhne, starke Sozialleistungen, bezahlbares Wohnen

Um Armut wirksam zu bekämpfen, braucht es vor allem eines: mehr Geld für armutsbetroffene Menschen – durch gute Löhne, wirksame Sozialleistungen und bezahlbares Wohnen. Viele Erwerbstätige verdienen so wenig, dass ihr Einkommen kaum über dem Niveau des Bürgergeldes liegt. Statt Sozialleistungen gegeneinander auszuspielen, müssen strukturelle Lösungen her. Dazu gehören ein armutsfester Mindestlohn von 15 Euro pro Stunde sowie Tariftreue bei öffentlichen Aufträgen, um Lohndumping zu verhindern. Auch der Sozialstaat hat vielfältige Möglichkeiten, Armut abzufedern: Familienpolitische Leistungen müssen so ausgestaltet sein, dass kein Kind in Armut aufwächst. Renten, Grundsicherung und BAföG müssen angehoben und armutsfest gestaltet werden, ebenso wie Pflegekosten solidarisch getragen werden sollten. Besonders dringlich ist die Begrenzung der Wohnkosten: 2024 gaben armutsbetroffene Haushalte im Schnitt 43,8 Prozent ihres Einkommens für Miete aus. Deshalb braucht es eine bundesweite, schärfere Mietpreisbremse, die Möglichkeit für Mietendeckel in angespannten Märkten, mehr Schutz vor missbräuchlichen Kündigungen sowie massive Investitionen in dauerhaft sozial gebundenen Wohnraum. Nur mit einer sozialen Wohnungs- und Arbeitsmarktpolitik lässt sich Armut wirksam und nachhaltig zurückdrängen.

Ausblick: Armut verstehen – und wirksam handeln

Der Armutsbericht 2024 macht deutlich: Armut in Deutschland ist kein Randphänomen, sondern betrifft weite Teile der Bevölkerung – quer durch Altersgruppen, Bildungsstände und Erwerbsverhältnisse. Die strukturellen Ursachen sind bekannt, ebenso wie viele wirksame Gegenmaßnahmen.
Die Ausweitung der Berichterstattung ab 2025 bietet die Chance, das Thema noch differenzierter in den Blick zu nehmen – und dabei Menschen sichtbar zu machen, deren Lebensrealitäten bislang zu oft im Schatten standen.
 

Quelle:

Redaktion: DMSG-Bundesverband e.V. - 15.05.2025

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