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DMSG Aktuell

Zwischen Sonne und Symptomen: MS im Sommer richtig managen

Prof. Dr. med. Peter Flachenecker. Bild: Neurologisches Rehabilitationszentrum Quellenhof

Im Sommer bei Hitze gut durch den Tag kommen. Prof. Dr. med. Peter Flachenecker aus dem ärztlichen Beirat beantwortet Fragen bezüglich des Uhthoff-Phänomens. Unsere DMSG-Reporterin Annika gibt wertvolle Tipps. 

Mit Multiple Sklerose gut durch die Sommerhitze kommen – praktische Tipps und Expertenwissen

Der Sommer bringt in Deutschland oft Temperaturen, die vielen Menschen zusetzen – ganz besonders aber Menschen mit Multipler Sklerose (MS). Hitze kann hier vorübergehend bestehende Symptome verstärken und das Wohlbefinden stark beeinträchtigen. Im Interview erklärt Prof. Dr. med. Peter Flachenecker, wie das sogenannte Uhthoff-Phänomen entsteht, warum die Hitze keinen Schub auslöst und welche einfachen Maßnahmen helfen, die Sommermonate besser zu meistern. Ergänzend zeigt DMSG-Reporterin Annika in einem Video, wie Betroffene ihren Alltag bei hohen Temperaturen gestalten und welche Tricks ihnen Erleichterung verschaffen.

Viele MS-Erkrankte berichten, dass sie sich bei sommerlicher Hitze schneller erschöpfen und Symptome wie Fatigue, Sehstörungen oder motorische Einschränkungen verstärkt auftreten. Dabei handelt es sich häufig um sogenannte Pseudo-Schübe, die durch die erhöhte Körpertemperatur ausgelöst werden, aber zurückgehen, sobald der Körper wieder Kühlung erfährt. Prof. Flachenecker gibt wertvolle Empfehlungen, wie man mit einfachen Strategien – von Kühlwesten über kluges Lüften bis hin zu angepasster Kleidung – die Hitze besser verkraftet und Symptome lindert.

Wichtig ist vor allem, auf den eigenen Körper zu hören und bei Unsicherheiten fachärztlichen Rat einzuholen. Die Sonne muss dabei nicht gemieden werden: Im richtigen Maß genossen, kann UV-Licht sogar positive Effekte auf den Krankheitsverlauf haben. Dies liegt vor allem daran, dass die Sonneneinstrahlung die körpereigene Produktion von Vitamin D anregt. Studien deuten darauf hin, dass eine halbe Stunde tägliche Sonneneinstrahlung das Risiko, an MS zu erkranken, deutlich senken kann. Mehr dazu erfahren Sie im Artikel der DMSG unter folgendem Link:

Kann eine halbe Stunde tägliche Sonneneinstrahlung das Multiple Sklerose-Risiko halbieren?.

Wichtig bleibt jedoch, auf die Signale des eigenen Körpers zu achten und die Sonne verantwortungsvoll zu genießen. Nutzen Sie die Erfahrungen der Community und die Experten-Tipps, um den Sommer trotz MS möglichst unbeschwert zu erleben.

Kann die Hitze einen Schub auslösen?

Entwarnung gibt Prof. Dr. med. Peter Flachenecker, Chefarzt am Neurologischen Rehabilitationszentrum Quellenhof in Bad Wildbad, Vorstandsmitglied im Ärztlichen Beirat des DMSG-Bundesverbandes und Vorsitzender des Ärztlichen Beirates der AMSEL, Aktion Multiple Sklerose Erkrankter, Landesverband der DMSG in Baden-Württemberg e.V.:

„Nein. Hitze allein löst keinen Schub aus! Es sind aber viele MS-Betroffene sehr hitzeempfindlich, d.h. sie reagieren mit einer Verstärkung schon vorhandener Symptome. Man spricht hier auch von einem Pseudo-Schub, auch bekannt als Uhthoff-Phänomen. Allerdings tritt das Uhthoff-Phänomen nicht bei jedem MS-Erkrankten auf und die so entstandenen Symptome bilden sich bei kühlerer Umgebung in der Regel wieder zurück."

Hintergrund Uhthoff-Phänomen: Beim Uhthoff-Phänomen handelt es sich um eine vorübergehende Verschlechterung neurologischer MS-Symptome bei einer Erhöhung der Körpertemperatur. Es wurde erstmals 1890 vom Augenarzt Wilhelm Uhthoff beschrieben, der bei MS-Erkrankten eine vorübergehende Minderung der Sehschärfe nach körperlicher Anstrengung beobachtete. Hervorgerufen werden diese unerwünschten Effekte durch die temperaturabhängig verschlechterte Leitfähigkeit in den von der MS beeinträchtigten Abschnitten im Zentralnervensystem. Wird die Körpertemperatur wieder gesenkt, verschwinden die Symptome sofort oder spätestens nach 24 Stunden.

Welche Symptome kann die Hitze bei MS-Kranken hervorrufen?

Prof. Dr. med Peter Flachenecker: „Die Hitze ist nicht schädlich. Allerdings kann es tatsächlich zu einer vorübergehenden Verstärkung der MS-Symptome kommen. So kann z.B. eine Sehverschlechterung eintreten, insbesondere dann, wenn schon einmal eine Sehnervenentzündung aufgetreten war. Weitere Symptome sind Sensibilitätsstörungen oder Lähmungen. Auch Spastiken können sich verstärken. Einige meiner Patienten konnten sogar, aufgrund der Hitze gar nicht mehr gehen: Aber das ist ein temporäres Phänomen. Es geht wieder vorbei!"

Wie kann man die Symptome trotz der anhaltenden Hitze lindern?

Prof. Dr. med. Peter Flachenecker: „Vermeiden Sie körperliche Anstrengungen in der Hitze und verlegen Sie nötige Arbeiten in die Abendstunden.

Setzen Sie sich nicht der prallen Sonne aus und halten Sie sich nach Möglichkeit im Schatten oder in klimatisierten Räumen auf. Da in Deutschland viele Gebäude nicht mit Klimaanlagen ausgestattet sind, kann man auch durch vernünftiges Lüften viel bewirken. Das heißt: Tagsüber Rollladen (Vorhänge) runter und die Fenster geschlossen halten. Frühmorgens und abends dann alle Fenster öffnen und gut durchlüften.

Auch Kühlwesten können helfen, die Körpertemperatur zu senken. Eine Alternative ist eine Schüssel mit kaltem Wasser, in die Füße und Arme getaucht werden. Bei einer verstärkten Spastik kann man versuchen, durch kühle Umschläge eine Linderung zu erreichen.

Wichtig ist, möglichst viel zu trinken, um einem Flüssigkeitsverlust vorzubeugen. Am besten geeignet ist Wasser, aber auch Tees und Säfte sind sinnvoll.

Wie für alle Menschen gilt: Tragen Sie leichte Kleidung und eine Kopfbedeckung, wenn Sie sich draußen in der Sonne aufhalten.“

Sonne tut gut, wenn sie in Maßen genossen wird

Einen Grund für Menschen mit MS, grundsätzlich die Sonne zu meiden, sieht Prof. Flachenecker nicht:

„Jeder, der die Sonne liebt, kann sie in Maßen auch genießen, wenn er die Vorsichtsmaßnahmen beachtet und die Signale seines Körpers ernst nimmt. Im Zweifelsfall sollte man seinen Hausarzt oder den Neurologen fragen.“

Dass das UV-Licht der Sonne bei MS-Erkrankten eine positive Wirkung haben kann, haben bereits einige Studien bewiesen. 

Der DMSG-Bundesverband bedankt sich herzlich bei Prof. Dr. med. Flachenecker für dieses Interview und wünscht allen Lesern eine unbeschwerte Sommerzeit!

Quelle: DMSG-Bundesverband e.V. - 10.06.2022 (aktualisiert am 01.07.2025)

Was hilft Ihnen durch die Hitze zu kommen?

Auch DMSG-Reporterin Annika weiß, welche Auswirkungen Hitze bei MS haben kann.

Was hilft Ihnen durch die Hitze zu kommen? Mailen Sie uns Ihre Tipps, Ideen und Videos an dmsgreporter@dmsg.de, referat-medien@dmsg.de oder posten Sie uns in der DMSG Community auf Facebook, Instagram, YouTube oder auf MS Connect.

 

Redaktion: DMSG-Bundesverband e.V. -  01.07.2025

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