Informationen für geflüchtete Menschen mit MS aus der Ukraine und Helfer 

Інформація та допомога для українських біженців з діагнозом розсіяний склероз та осіб які супроводжують їх (для перекладу українськoю, будь ласка, натисніть на зображення вище або прокрутіть вниз).

Ansprechpartnerinnen für an MS erkrankte Flüchtende aus der Ukraine:

• Dr. Alina Beckermann

Die promovierte Volljuristin ist Referentin für Flüchtlingsfragen und unterstützt geflüchtete MS-Betroffene mit Rat und Tat, um eine möglichst lückenlose Fortführung der Therapie in Deutschland zu organisieren. Im Vordergrund stehen insbesondere die Fälle, in denen es Verzögerungen im Registrierungsprozess gibt.

• Kateryna Misiura

Die Sozialarbeiterin (Bc.) kommt aus Kyjiw, wo sie bereits mehrere Jahre als Sozialarbeiterin für Menschen mit MS gearbeitet hat. Sie ist seit 2022 in Deutschland und unterstützt nun die DMSG mit ihrer Expertise bei der Beratung von MS-Erkrankten hinsichtlich medizinischer Versorgung, Therapiemöglichkeiten und Pflege. 

Beide Ansprechpartnerinnen verfügen über Sprachkenntnisse in Ukrainisch, Russisch und Englisch und ermöglichen damit Beratung ohne Sprachbarriere.

• Kontaktieren Sie uns über dmsg(at)dmsg.de

Allgemeine Information für MS-Erkrankte aus der Ukraine:

Stand Dezember 2024: Deutschland nimmt weiterhin Geflüchtete aus der Ukraine auf und gewährt ihnen vorübergehenden Schutz gemäß § 24 Aufenthaltsgesetz.

Nach erfolgreichem Abschluss des Registrierungsprozesses erhalten Geflüchtete aus der Ukraine eine gesetzliche Krankenversicherung, die ihnen unter anderem die Behandlung der MS ermöglicht.

Leider stellt der Unterbringungs- und Registrierungsprozess in Deutschland gerade für MS-Erkrankte, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind und/oder eine zügige (Weiter-) Behandlung benötigen, eine Herausforderung dar. Dies liegt insbesondere daran, dass in der Regel mehrere Ortswechsel erfolgen und verschiedenen Behörden aufgesucht werden müssen. Oft vergehen mehrere Monate, bis alle Formalitäten geklärt sind und schließlich die Aufnahme in die gesetzliche Krankenversicherung erfolgt.

Gerne unterstützen wir Sie in dieser Zeit und setzen uns dafür ein, dass Sie so schnell wie möglich in die gesetzliche Krankenversicherung aufgenommen werden. 

Wir möchten Sie explizit darauf hinweisen, dass Sie sich bei akuten Erkrankungen und akuten Schmerzzuständen immer in die Notaufnahme eines Krankenhauses begeben können und dort auch ohne Krankenversicherung als Notfall behandelt werden.

Der Prozess der Unterbringung und Registrierung

Damit Sie wissen, was Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland erwartet, fassen wir die aus unserer Sicht wesentlichen Informationen kurz zusammen. Diese Informationen beschreiben die Situation von Flüchtlingen, die in Deutschland auf staatliche Hilfeleistungen angewiesen sind. Grund dafür ist der Umstand, dass die bisher weitaus größte Anzahl der Beratungsanfragen an uns von Menschen stammte, die sich in dieser Situation befanden.

Sollten Sie sie nicht auf staatliche Leistungen angewiesen sein, beraten wir Sie gerne zu ihrer konkreten Situation.

1. Unterbringung von Flüchtlingen

Nicht jedes Bundesland nimmt derzeit ukrainische Flüchtlinge auf. Bevor Sie sich auf den Weg machen, ist es ratsam, sich zu informieren, welches Bundesland noch über freie Aufnahmekapazitäten verfügt.

Auf dieser Seite sind die wichtigsten Informationen hierzu (auch in ukrainischer und russischer Sprache) zusammengefasst:

https://uahelp.wiki/first-steps/where-to-go/de

Unter diesem Link finden Sie auch die Adressen der Erstaufnahmeeinrichtungen in den verschiedenen Bundesländern.

Erstaufnahmeeinrichtungen

Erstaufnahmeeinrichtungen spielen eine zentrale Rolle bei der Aufnahme von Geflüchteten. Zum einen dienen sie als erste Unterkunft für Geflüchtete, die eine solche benötigen. Zum anderen werden dort die ersten Weichen für die Registrierung und den weiteren Aufenthalt der ankommenden Flüchtlinge gestellt.

Die Erstaufnahmestellen arbeiten eng mit Behörden, NGOs und Freiwilligenorganisationen zusammen, damit der Registrierungsprozess der Flüchtlinge möglichst reibungslos verläuft. In der Regel gibt es dort Dolmetscher bzw. Übersetzer, die Ukrainisch oder Russisch sprechen und den Geflüchteten die notwendigen Schritte erklären und ihre Fragen übersetzen können.

Es ist wichtig, dass Sie Ihren Ansprechpartner in der Erstaufnahmeeinrichtung darüber informieren, dass Sie an MS erkrankt sind. Dabei ist ratsam, etwaige Arztbriefe und/oder MRT-Aufnahmen aus Ukraine dabei zu haben.

So kann bereits in der Erstaufnahmeeinrichtung eine ärztliche Untersuchung erfolgen. Bei Bedarf werden Sie in ein nahegelegenes Krankenhaus überwiesen. Außerdem könnte so die Erstaufnahmeeinrichtung dafür sorgen, dass Ihre nächste Unterkunft nicht allzu weit von einem Neurologen bzw. einer neurologischen Klinik entfernt ist.

Weitere Unterbringungen

Nach dem Aufenthalt in der Erstaufnahmestelle werden Geflüchtete Städten und Gemeinden zugewiesen, die ihnen eine passende Unterkunft für einen längeren Aufenthalt zur Verfügung stellen können.

In der Regel handelt es sich erst einmal um Gemeinschaftsunterkünfte, ähnlich den Erstaufnahmestellen. In der Regel gibt es in diesen Unterbringungen Sozialarbeiter oder Freiwillige, die den Geflüchteten behilflich sind. Auch hier ist es ratsam, dass Sie Ihre Ansprechpartner über Ihre MS-Erkrankung und Ihre Beschwerden informieren, um sicherzustellen, dass Sie bei Bedarf die nötige Hilfe erhalten.

1. Registrierungsprozess

Zwar sind die Regelungen für die Registrierung in den einzelnen Bundesländern und Städten unterschiedlich ausgestaltet, im Wesentlichen sieht der Registrierungsprozess jedoch so aus:

Erstregistrierung

Bei allen Geflüchteten erfolgt zunächst eine Erstregistrierung. Dabei werden persönlichen Daten wie Name, Geburtsdatum, Herkunftsland und Familienstand der Geflüchteten erfasst. Außerdem werden biometrische Daten wie Fingerabdrücke abgenommen.

Diese Erstregistrierung kann entweder an der deutschen Grenze erfolgen und/oder in den Erstaufnahmeeinrichtungen. Im Anschluss erhält man eine Fiktionsbescheinigung. Hierbei handelt es sich um eine vorübergehende Aufenthaltserlaubnis in Deutschland.

Meldung am Wohnort

In Deutschland besteht für alle Einwohner eine Meldepflicht an ihrem Wohnort. Auch Geflüchtete müssen sich im Einwohnermeldeamt des Ortes melden, dem sie zugewiesen wurden. Im Anschluss wird eine sogenannte Meldebescheinigung erteilt.

Beantragung der Hilfeleistungen

Mit der Fiktionsbescheinigung und der Meldebescheinigung können Geflüchtete aus der Ukraine staatliche Hilfsleistungen beantragen.

• Bürgergeld (auch Harz IV genannt)

Diejenigen, die unter 67 Jahre alt, erwerbsfähig und hilfsbedürftig sind, können einen Antrag auf Bürgergeldstellen. Den Antrag stellen Sie beim Jobcenter, das für Ihren Wohnort zuständig ist. In der Regel arbeiten auch dort Dolmetscher bzw. Übersetzer, die Ihnen weiterhelfen können. Als Gegenleistung für den Erhalt von Bürgergeld müssen Sie sich in den deutschen Arbeitsmarkt integrieren.

Für die Überprüfung Ihrer Erwerbsfähigkeit ist das Jobcenter zuständig. Selbst wenn Sie also – zum Beispiel aufgrund Ihrer MS-Erkrankung – nicht erwerbsfähig sind, oder nur in Teilzeit arbeiten können, sollten Sie erst einmal einen Antrag auf Bürgergeld stellen.

Sie können ihre Ansprechpartner im Jobcenter über Ihre körperlichen und/oder geistigen Einschränkungen informieren und entsprechende Unterlagen vorzeigen.

• Grundsicherung

Diejenigen, die 67 Jahre alt (und älter) und hilfsbedürftig sind, können einen Antrag auf Grundsicherung stellen. Der Antrag auf Grundsicherung wird beim Sozialamt am Wohnort gestellt.

Stellt das Jobcenter bei Ihnen eine Erwerbsunfähigkeit fest, können Sie danach einen Antrag auf Grundsicherung stellen.

Gesetzliche Krankenversicherung und Hilfe zur Pflege

Mit Genehmigung Ihres Antrags auf Bürgergeld oder Grundsicherung werden Sie automatisch Mitglied einer gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung und erhalten eine Krankenversichertenkarte.

• Krankenversicherung

Die gesetzliche Krankenversicherung gewährt Ihnen einen Zugang zu Fachärzten und ermöglicht Ihnen eine Behandlung Ihrer MS.

Die Behandlung von MS erfordert die Betreuung durch spezialisierte Neurologen oder MS-Zentren. Eine Auflistung der spezialisierten Kliniken und Praxen in Ihrer Nähe finden Sie unter folgendem link:

https://www.dmsg.de/service/kliniken-und-praxen/dmsg-ausgezeichnete-zentren

Nach Durchführung der erforderlichen Untersuchungen erhalten Sie eine Therapieempfehlung. Sollte es sich um eine medikamentöse Therapie handeln, erhalten Sie auf Ihrer Versichertenkarte ein digitales Rezept. Die verschriebenen Medikamente erhalten Sie in der Apotheke, indem Sie Ihre Krankenversichertenkarte vorzeigen. Dabei übernimmt die Krankenversicherung den größten Kostenanteil. Die Höhe von Ihnen zu leistenden Zuzahlung für Medikamente liegt bei maximal 10 Euro. 

Bei Bedarf kann Ihr Neurologe Ihnen auch Hilfsmittel (zum Beispiel Rollator, Rollstuhl) verschreiben. Den wesentlichen Anteil der Kosten hierfür trägt ebenfalls die Krankenkasse.  

• Hilfe zur Pflege

Menschen, die pflegebedürftig sind und den notwendigen Pflegeaufwand nicht aus eigenen Mitteln sicherstellen können, haben einen Anspruch auf Hilfe zur Pflege nach SGB XII.

Die Hilfe zur Pflege kann verschiedene Leistungen umfassen, darunter finanzielle Unterstützung in Form von Pflegegeld oder Pflegesachleistungen, die stationäre Unterbringung in Pflegeeinrichtungen oder auch die Unterstützung bei der Beschaffung von Hilfsmitteln (zum Beispiel Pflegebett, Lagerungshilfe, Betteinlagen, Windel usw.).

Auch ukrainische Geflüchtete haben grundsätzlich Anspruch auf Hilfe zur Pflege nach dem SGB XII, sofern sie die Kriterien für Pflegebedürftigkeit erfüllen. Die Feststellung des individuellen Pflegebedarfs wird in einem speziellen Verfahren geprüft.

Bei Fragen zu diesem Themenkomplex stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

Stand: Dezember 2024