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Fragen und Antworten aus den Arzt-Sprechstunden auf MS Connect

Die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft, Bundesverband e.V. bietet seit dem 25. März 2020 auf der Austausch-Plattform MS Connect Arzt-Sprechstunden zum Thema "Corona-Virus und MS" an.

Bisher standen die Vorsitzende des DMSG-Bundesverbandes Prof. Dr. med. Judith Haas, der Vorsitzende des Ärztlichen Beirates des DMSG-Bundesverbandes Prof. Dr. med. Ralf Gold, Prof. Dr. med. Mathias Mäurer, Prof. Dr. med. Christoph Heesen, Priv. Doz. Dr. med. Andreas Steinbrecher, Prof. Dr. med. Fedor Heidenreich, Prof. Dr. med. Hayrettin Tumani, Prof. Dr. med. Thomas Henze, Prof. Dr. med. Lutz Harms, Prof. Dr. med. Michael Haupts, Prof. Dr. med. Tania Kümpfel und Dr. med. Reinhardt Dachsel als medizinische MS-Experten Rede und Antwort.

Sie haben die bisherigen Sprechstunden verpasst? Kein Problem. Nachfolgend finden Sie die wichtigsten Fragen und die zugehörigen Antworten der Ärzte aus diesen Sprechstunden. 

Aus Gründen des Datenschutzes wurden Kürzungen vorgenommen.

Hier finden Sie die Fragen und Antworten zu:

 

Nachfolgend finden Sie allgemeine Fragen und Antworten der beteiligten Mitglieder des Ärztlichen Beirates der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft aus den Arzt-Sprechstunden auf MS Connect.

Aus Gründen des Datenschutzes wurden Kürzungen vorgenommen.

 

Frage: Wie viele Studien liegen schon vor was die Corona-Impfung und Multiple Sklerose betrifft? Scheinbar schützt ja die Impfung bis jetzt weder vor der Ansteckung noch davor, andere anzustecken. Man ist sowieso schon krank, dann soll man sich noch kranker machen? Ich verstehe nicht, wie Sie sowas empfehlen können.

Antwort: Sehr geehrte Frau S. Die Impfung gegen Covid19 schützt wie alle Impfungen nicht 100% vor einer Erkrankung, aber in einem hohen bis Prozentsatz bis zu 95%, gegen die neue Variante eher weniger. Dennoch ist der Verlauf auch der neuartigen Variante im Falle einer Infektion trotz Impfung milder und stationäre Behandlungen sind die Ausnahme. Inwieweit Geimpfte ansteckend sind, hängt davon ab, wieviel Viruslast sie im Nasenrachenraum haben. Diese ist bei Geimpften aber deutlich geringer als bei nicht Geimpften. Deshalb ist es nach wie vor sinnvoll, sich und andere mit einer FFP2-Maske zu schützen, wenn kein ausreichender Abstand eingehalten werden kann. Unsere Impfempfehlung für MS Erkrankte stützt sich auch auf die Erfahrungen in USA, Großbritannien und Israel, die schon mehrere Monate vor uns mit Impfen begonnen haben und bisher keine Signale beobachtet haben, dass MS Erkrankte auf die Impfung mit Krankheitsaktivität reagieren.

 

Lohnt sich eine Impfung überhaupt?

Frage: Hallo, im Spektrum habe ich folgenden Beitrag gefunden: www.spektrum.de/news/corona-impfung-wirkt-auch-bei-krebs/1890727 Darin heißt es: "Das Immunsystem von Patienten, die das Medikament Rituximab bekommen hatten, bildete laut den Ergebnissen gar keine Antikörper gegen das Spike-Protein mehr." Da Rituximab der Vorgänger von Ocrevus ist, kann man das auch auf Ocrevus anwenden? Und wie sieht es evtl. bei Ofatumumab aus? Lässt sich es auf diesen Wirkstoff auch anwenden?

Antwort: Hallo, da die o.g. monoklonalen Antikörper (Rituximab, Ocrelizumab und Ofatumumab) zu einer starken Reduktion einer Form der weißen Blutkörperchen (B-Zellen) führen, ist die Bildung der humoralen Impfreaktion (Antikörper gegen das Spike-Protein) zumindest eingeschränkt. Andererseits gibt es auch eine zelluläre Impfreaktion (überwiegend durch T-Zellen), die von diesen AK nicht beeinflusst wird. Eine ausreichende humorale Impfreaktion ist anzunehmen, wenn die Impfung z.B. mit dem Biontech-Vakzin 3 und 4 Monate nach der letzten Ocrevus-Infusion und damit 2 Monate vor der nächsten Infusion durchgeführt werden. Da es jetzt mit den Impfterminen kein Problem mehr gibt, ist dies sicher gut zu organisieren. Beim Ofatumumab sind die Injektionstermine etwas zu strecken. Am besten ist natürlich auch eine komplette Impfung gegen Corona vor Beginn der Antikörper-Therapie, was aber nur selten möglich ist.

 

Frage: Gibt es einen Impfstoff, der für MS-Erkrankte besonders empfehlenswert ist?

Antwort: Leichte Überlegenheit von mRNA-Impfstoffen, prinzipiell sind aber alle Impfstoffe bei MS möglich. Die aktuellen STIKO-Empfehlungen sollten berücksichtigt werden (z.B. AstraZeneca bei über 60-Jährigen).

 

Dritte Impfung

Frage: Wann sollte man sich ein 3. Mal impfen lassen? Welchen Impfstoff soll man als drittes nehmen, wenn man schon eine Kreuzimpfung hatte?

Antwort: Offizielle Empfehlungen für den Zeitpunkt der Auffrischungs-/Drittimpfung stehen noch aus. Es kann eine Messung des Antikörper-Titer erfolgen und anhand des Ergebnisses die Notwendigkeit einer (zweiten und) dritten Impfung überlegt werden. Die Entscheidung sollte individuell und in Absprache mit Ihrem Hausarzt/Neurologen erfolge.

 

Frage: Welchen Impfstoff soll man als drittes nehmen, wenn man schon eine Kreuzimpfung hatte?

Antwort: Anhand der aktuellen Datenlage sind keine Interaktionen der Impfstoffe beobachtet worden - teilweise wurden sogar erhöhte Impftiter nach "Kombinationsimpfungen" gesehen. Bei MS wird bei mRNA basierten Corona-Impfstoffen eine ausreichende Impfantwort erzielt, bei vektorbasierten wird diese als leicht reduziert, aber ebenfalls ausreichend eingeschätzt.

 

Frage: Ich werde dann zeitnah die zelluläre Immunreaktion testen lassen. Das sollte vermutlich auch erst nach sechs Wochen nach der zweite Impfung geschehen? Sollte dieser Test negativ ausfallen, wäre dann nicht anzunehmen, dass eine dritte mRNA Impfung ebenso fruchtlos wäre, und auf einen Vektorimpfstoff gesetzt werden sollte? Auch bei unter 60-Jährigen wird ja künftig die Kreuzimpfung empfohlen (wenn auch mit umgekehrter Reihenfolge der Impfstoffe): www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/STIKO/Empfehlungen/PM_2021-07-01.html

Antwort: Hallo, ich kann mich aktuell nur an die Empfehlungen der STIKO halten: Für die Personen, die keine Antikörper gegen das Spike-Protein von SARS-CoV-2 nachweisbar haben, wird eine Booster-Impfung mit einem mRNA-Impfstoff nicht früher als sechs Wochen nach Abschluss der Grundimmunisierung empfohlen. Eine Booster-Impfung mit Vektor-Impfstoffen wird aufgrund der unzureichenden Daten zu diesem Vorgehen derzeit nicht empfohlen. Es gibt auch eine aktuelle französische Arbeit, bei der die Spike-AK nach der 3. Impfung um das 100-fache erhöht gefunden wurden (Nassim Kamar, Toulouse Hospital (NEJM 23.06.2021).

 

Frage: Ich leide seit 2013 an MS und werde seit 2019 mit Gilenya (Fingolimod) therapiert. Ich bin bereits 2x mit BionTech geimpft worden. Ein fünf Wochen nach der Zweitimpfung durchgeführter Impfantikörpertest ergab, dass ich keine Antikörper gebildet habe. Im aktuellen NDR Podcast "Corona-Virus-Update" (Folge 95) hat Frau Dr. Ciesek auf zwei kürzlich veröffentliche Studien verwiesen, bei denen bei immunsupprimierten Patienten eine dritte Impfung durchgeführt worden ist. Eine Studie stammt aus Frankreich und wurde veröffentlicht im New England Journal of Medicine. Dort ging es um Patienten mit Organtransplantationen und die Impfung erfolgte drei Mal mit BionTech. Nach der dritten Impfung haben von den 60 % Patienten, die nach der zweiten Impfung noch keine Antikörper hatten, immerhin 28 % doch noch Antikörper gebildet. Bei der anderen Studie wurde nach 2x BionTech/Moderna das dritte Mal mit J&J geimpft. Diese Studie hatte allerdings nur wenige Teilnehmer und hier lag die Erfolgsquote nach der dritten Impfung nur bei rund 1/4. Gibt es eine Stellungnahme/Empfehlung der DMSG, was bei MS-Patienten zu empfehlen ist, die nach der zweiten Impfung keine Antikörper gebildet haben (3x BionTech oder 2x BionTech und dann 1x Astra/J&J)? Könnte man ggf. auch noch ein viertes Mal (mit Astra) impfen, wenn 3x BionTech keinen Erfolg liefert? Wie verhält es sich mit der sog. "T-Zellen Immunität"?

Antwort: Eine Empfehlung der DMSG in Zusammenarbeit mit dem Kompetenznetz MS wird gerade (05.08.2021) zur Frage der mehr als zwei Mal zu wiederholenden Impfung erarbeitet. Daten zur zellulären Abwehr liegen auch noch nicht ausreichend bei den Patienten vor, die kein ausreichende Antikörperantwort erreicht haben. Allerdings weiß man inzwischen , dass die Antikörperantworten auch bei nicht MS Erkrankten sehr vom Lebensalter beeinflusst werden, da jenseits des 50. Lebensjahren die Immunabwehr nachlässt.

 

Schub-Risiko nach Corona-Schutzimpfung

Frage: Soll man sich impfen lassen, wenn man einen Schub oder eine Verschlechterung der MS-Symptomatik nach der Impfung hatte? Wie viel Abstand empfehlen Sie zur 2. Impfung, wenn man nach der 1. Impfung einen Schub hatte?

Antwort: Ein Schub sollte mindestens 6 Wochen zurückliegen, bevor eine Impfung (Erst- und/oder Zweitimpfung) erfolgt. Die zweite Impfung sollte möglichst lange hinausgeschoben werden. Da die Wahrscheinlichkeit, dass eine Corona-Schutzimpfung einen Schub auslöst als gering eingeschätzt wird, ist die Impfung aber generell zu empfehlen.

 

Frage: Männlich, Chronisch sekundär progrediente MS: Schub durch 1. Impfung ausgelöst. Wie lange soll man warten bis zur 2. Impfung?

Antwort: Ein Schub sollte, unabhängig von einer durchgeführten hochdosierten Schubtherapie, min. sechs Wochen zurückliegen. Hierzu zählen auch in einer MRT sichtbare Kontrastmittel-aufnehmende Herde.

 

Frage: 65 Jahre, weiblich, keine Immuntherapie. Schub nach 1. Impfung. Was soll man tun?

Antwort: Ein Schub sollte, unabhängig von einer durchgeführten hochdosierten Schubtherapie, min. sechs Wochen zurückliegen. Hierzu zählen auch in einer MRT sichtbare Kontrastmittel-aufnehmende Herde. Da die Wahrscheinlichkeit, dass eine Corona-Schutzimfpung einen Schub auslöst als gering eingeschätzt wird, ist eine 2. Impfung mit entsprechendem Abstand zum Schub zu empfehlen. Generell sollte bei Schubaktivität einer MS eine erneute Immuntherapie diskutiert werden, da die MS scheinbar weiterhin "nicht schläft".

Infektionsrisiko nach Therapieform

Frage: Guten Tag, in der neuesten Veröffentlichung der DMSG zum Thema Arztbescheinigung gibt es u.a. den folgenden Inhalt: "Eine Zuordnung zur Priorisierungsgruppe 2 auf Basis der Multiplen Sklerose hat als Einzelfallentscheidung zu erfolgen. Besondere Umstände können nach der Covid-19- Impfempfehlung der STIKO Personen mit seltenen, schweren Vorerkrankungen oder auch schweren Behinderungen sein, für die bisher zwar keine ausreichende wissenschaftliche Datenlage bzgl. des Verlaufes einer Covid-19-Erkrankung vorliegt, für die aber ein deutlich erhöhtes Risiko angenommen werden muss. Dies trifft auch für Personen zu, die zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr, oder nicht mehr gleich wirksam geimpft werden können (z.B. bei unmittelbar bevorstehender Immuntherapie mit Wirkstoffen, bei der von einer deutlich reduzierten Impfantwort über einen längeren Zeitraum ausgegangen wird). Gilt diese Eingruppierung in 2 auch für die Behandlung mit Rituximab/Ocrevus, da man ja nach der Infusion vier Monate warten muss bevor eine Impfung wieder sinnvoll ist? Vier Monate sind für mich in der derzeitigen Situation schon ein langer Zeitraum.

Wir sind mit unserer Erkrankung in 3 eingestuft, haben aber mit der Medikation echte Probleme, die Impfung genau in dem Zeitraum zu bekommen, in dem es sinnvoll und möglich ist. Gibt es eine Möglichkeit dies bescheinigen zu lassen und wird es anerkannt? Meine neurologische Praxis kannte diese Passage oben so noch nicht und hat mich an den Hausarzt verwiesen, da dieser impft. Die impfen aber nur AstraZeneca und da bin ich zu jung für. Ich bekomme Ende Mai die Infusion, Gruppe 3 ist in Niedersachsen noch nicht dran und ich muss dann bis Oktober warten bis ich wieder geimpft werden kann. Weiterhin muss der Abstand zwischen Erst- und Zweitimpfung dann auch nur 3 Wochen betragen, damit der Terminplan insgesamt passt (wie soll man das dem Impfzentrum beibringen?). Grüße und Danke!

Antwort: Besten Dank für Ihre sehr interessante Frage. Bei den Behandlungen mit B-Zell-wirksamen Antikörpern besteht schon ein erhöhtes Infektionsrisiko. Die Fa. Roche und die DMSG empfehlen schon das Biontech-Vakzin und dieses drei Monate nach der letzten Infusion von Ocrevus (Impfung 1) und spätestens sechs Wochen vor der nächsten Infusion die zweite Impfung. Dies gibt einen engen Zeitrahmen vor. Die DMSG hat Attestformulare, die Patienten mit B-Zell-AK-Behandlung in die Dringlichkeitsgruppe 2 kategorisieren. Der Neurologe soll sich darum kümmern. Der Impfeffekt ist damit nicht 100%, er soll aber ausreichend sein. Sie müssen dann in ein Impfzentrum zum Impfen gehen.

 

Frage: Sehr geehrter Herr Dr. med. Reinhardt Dachsel, welche Wege gibt es, den Impferfolg zu prüfen? Gibt es verschiedene Arten, die Antikörper zu messen (falls ja, welche)? Und das Wichtigste: Gibt es eine Möglichkeit die zelluläre Antwort zu überprüfen? Es geht um die Prüfung des Impferfolges unter einem MS-Immunsuppressivum (Fingolimod). Vielen Dank im Voraus und alles Gute!

Antwort: Eine Antiköperbestimmung zur Kontrolle des Impferfolges ist noch keine Routine. Ein großes Blutbild mit Best. der Lymphozyten ist sicher ausreichend um den Impferfolg abzuschätzen, wenn die Lymphos > 0,2Gpt/l sind. MfG, Dr. Reinhardt Dachsel.

 

Frage: Ich bekomme zurzeit Ocrevus. Nach meiner 1. Impfung habe ich meinen Antikörpertiter bestimmen lassen und dieser liegt bei 157. Ist dieser hoch genug ? Und soll man sich ein 2. Mal impfen lassen?

Antwort: Mit einem Titer von 157 liegt ein Ansprechen auf den Impfstoff und ein wahrscheinlich ausreichender Schutz vor. Die Hersteller empfehlen generell eine zweite Impfung, da man ansonsten offiziell im ‚off-label‘ Therapiebereich ist. Jedoch kann bei hohem Titer eine zweite Impfung, wenn überhaupt notwendig, verzögert erfolgen.

 

Frage: Sehr geehrte Frau Professorin Dr. med. Haas, ich bin 53 und habe sekundär progr. MS. Den letzten Schub hatte ich 2013 unter Avonex. Seit 2013 symptomatische Therapie mit Baclofen, Sirdalud. Ich bin verunsichert wegen AstraZeneca durch die Sinusvenenthrombosen. Ich hatte unter meiner 1. Cortisonstoß-Behandlung eine Beinthrombose entwickelt und in der Familie gibt es unter Frauen Fälle von Thrombosen, eine Cousine ist dadurch verstorben. Wie würden Sie an meiner Stelle handeln oder welcher Arzt kann mir Auskunft geben?

Antwort: Bei Ihren Risikofaktoren kommt eine AstraZeneca-Impfung nicht in Betracht. Die neuen Meldungen zu den Hirnvenenthrombosen werden sicher in Kürze von der Ständigen Impfkommission und der EMA kommentiert werden. In Berlin werden ab heute nur noch über 60-Jährige mit AstraZeneca geimpft. Regional wurde es an verschiedenen Orten ganz ausgesetzt. Wichtig wäre die Frage, ob Sie eine familiäre nachgewiesene Gerinnungsstörung haben, was man mit einem einfachen Bluttest nachweisen kann.

 

Frage: Sehr geehrte Frau Professorin Dr. med. Haas, ich würde mich gerne gegen Corona impfen lassen und versuche deshalb, mich so gut wie möglich zu informieren. In einem Hinweis-Schreiben der DMSG, in dem Sie neben Herrn Prof. Dr. Gold als Autorin genannt werden, wurde während der Impfstoffstudien mit dem Vektor-Impfstoff COVID-19 Vaccine von AstraZeneca von bestätigten und Verdachts-Fällen von Transverser Myelitis und von evtl. möglichen ungünstigen Auswirkungen auf den Verlauf der MS – abhängig und unabhängig von einer Transversen Myelitis berichtet.

Auch auf der Homepage der DMSG wurde in einem Bericht veröffentlicht, dass beim Impfstoff von AstraZeneca bestätigte und Verdachtsfälle von Transverser Myelitis aufgetreten sind und bei MS eine mögliche ungünstige Auswirkung auf die entzündliche Aktivität des Immunsystems autoimmunerkrankter Personen nicht mit absoluter Sicherheit ausgeschlossen werden kann. Da ich neben der Multiplen Sklerose auch an Transverser Myelitis mit mehrfacher Querschnittslähmung (!) erkrankt bin, habe ich große Angst, dass der Impfstoff von AstraZeneca sich negativ auf mein Immunsystem auswirken und beide Autoimmunerkrankungen verstärken könnte. Eine weitere Querschnittslähmung möchte ich wirklich niemals erleben! Da die Transverse Myelitis sehr selten ist (nur ca. ein bis vier Fälle pro 1 Mio. Pers.), kann mir aber keiner eine adäquate Auskunft geben.

Frage 1: Wäre es in meinem Fall nicht besser, mit einem mRNA-basierten Corona-Impfstoff (BioNTech o. Moderna) geimpft zu werden?

Frage 2: An wen muss ich mich wenden? Wie kann ich dieses „Ziel“ erreichen? Lt. Aussage des Bürgertelefons Bremen kann ich mir (in Bremerhaven) keinen Impfstoff aussuchen.

Antwort zu 1: Ich würde in Ihrem Fall unbedingt zu einer RNA- Impfung raten.

Zu 2: Dazu müsste Ihr Neurologe Stellung nehmen. Darüber hinaus wird der AstraZeneca-Impfstoff aktuell nur noch an wenige Gruppen verimpft.

 

Frage: In letzter Zeit häufen sich Meldungen, die besagen, dass das Coronavirus Covid19 (sehr wahrscheinlich) auch ins Nervensystem/ZNS eindringen kann. Welche Bedeutung hat dies für MS-Patienten, deren Nervensystem bereits vorgeschädigt ist? Berichtet wurde z.B., dass Covid19 - wie auch andere Coronaviren - (sehr wahrscheinlich) in die Hirnstammregion gelangen kann. Auch wenn es vielleicht noch nicht genügend Erfahrung mit diesem Thema geben sollte, was würde man aus medizinischer Sicht annehmen? Heißt dies für MS-Patienten, deren Hirnstamm bereits durch MS geschädigt ist, dass diese ein größeres Risiko für einen solchen Befall und dadurch ausgelöste schwere Verläufe haben könnten? Könnten ebenso wie die vorgeschädigte Lunge ein erhöhtes Risiko darstellt, auch vorgeschädigte Nerven ein erhöhtes Risiko bedeuten?

Antwort: Die Kenntnisse zum Befall des Nervensystems begannen mit der Beobachtung , dass die COVID 19 Infektion mit gestörten Riech- und Geschmacksstörungen einhergehen kann. Darüberhinaus sind inzwischen verschiedene anderer neurologische Komplikationen beobachtet worden. Zum einen eine direkte Virusinfektion des Nervensystems, wie man sie von anderen Virusinfektionen kennt, aber auch als Folge von Virus bedingten Veränderungen der Blutgerinnung Durchblutungsstörungen mit dem Bild von Schlaganfällen. Da die COVID-19-Infektion bisher nicht behandelbar ist, kann man diese neurologischen Komplikationen aktuell nicht verhindern oder gezielt behandeln. Ob ein vorgeschädigtes Nervensystem ein erhöhtes Risiko für solche Komplikationen darstellt ist bisher nicht bekannt. Die Daten zu COVID 19 Verläufen bei MS-Erkrankten werden aktuell international erst gesammelt (siehe Website DMSG).


Frage: Vor Kurzem habe ich nach vielen Jahren des Alleinseins einen Mann kennen gelernt. Er hat große Angst, mich möglicherweise als Überträger, mit COVID 19 anzustecken. Derzeit ist er nicht infiziert. Da er aber beruflich mit vielen Menschen zu tun hat, befürchtet er irgendwann möglicherweise Überträger des Virus zu sein. Ich habe die MS seit 29 Jahren. Seit 4 Jahren nehme ich Tecfidera. Ich bin körperlich nur leicht eingeschränkt. Was können Sie uns für unsere gerade erst beginnende Partnerschaft empfehlen/raten?

Antwort: Eine Patentlösung gibt es da sicher nicht. Ihr Partner kann nur alles tun, um das Infektionsrisiko zu minimieren. Das wären die bekannten Empfehlungen wie Abstand halten, Hände waschen bzw. desinfizieren und, was ja heute zunehmend akzeptiert wird, darauf achten, dass neben ihm selbst auch die Gesprächspartner, mit denen er zu tun hat, einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Sollte tatsächlich einer seiner Kontakte erkranken und er würde schnell als Kontaktperson identifiziert werden, wäre ja eine 14-tägige Quarantäne inkl. Virustests notwendig, während der Sie dann keinen unmittelbaren Kontakt haben sollten. Für Sie wäre die Kenntnis Ihrer Lymphozytenwerte interessant, da diese möglicherweise einen Einfluss auf Ihr eigenes Risiko haben könnten. Ich drücke mich bewusst im Konjunktiv aus, da die Datenlage diesbezüglich noch sehr dürftig ist. Dennoch ist natürlich Vorsicht geboten. Zu beachten ist zudem auch Ihr – mir nicht bekanntes – Alter.


Frage: Vater hat MS und ist zur Zeit als Lehrkraft zuhause im "home-office", steht unter Therapie mit Tecfidera. Tochter ist zuhause wegen der KITA-Schließungen. Darf die Tochter, die ja möglicherweise Corona-Viren aus der KITA mitbringen könnte, wieder zur KITA, wenn diese geöffnet wird, oder sollte sie bis zum Vorliegen eines Impfstoffes zuhause bleiben, um den Vater nicht zu gefährden?

Antwort: Ganz allgemein gefährdet ein Kind aus der Kita heraus die Familie. Dieses Risiko wird aber aktuell noch genauer untersucht, insbesondere indem man Kita-Kinder in einer Studie bezüglich ihres Übertragungsrisiko für andere genauer untersucht. Wenn Sie unter Tecfidera normale Lymphocytenzahlen haben, gelten Sie nicht als stärker Infekt-gefährdet. Falls Sie weiterhin als Lehrkraft wegen Ihrer MS im Home-office arbeiten dürfen, könnten Sie ihr persönliches Risiko ganz allgemein natürlich mindern, je geringer die Zahl der Außenkontakte Ihrer Familie ist.


Frage: Ich hatte am 24.1.2020 eine "Shingrix"-Impfung gegen Gürtelrose deren Auffrischung Ende April ansteht, zu der mir mein Neurologe geraten hat. Ich gehöre vom Alter und den Vorerkrankungen her zur Risikogruppe bei Corona, hatte nach der ersten Impfung eine erhebliche Verschlechterung meiner MS-Symptome und würde gerne wissen, ob eine Auffrischung jetzt sinnvoll ist oder, ob ich die Auffrischung verfallen lassen soll.

Antwort: Auffrischimpfungen sind möglich, wenn keine Kontraindikationen wie ein MS-Schub oder ein systemischer Infekt vorliegen. Eine erhöhte Wachsamkeit und Einhaltung der üblichen Hygienestandards sind natürlich eine Voraussetzung!


Frage: Danke für die Möglichkeit, hier Fragen zu stellen. Das tut mir sehr gut! Ich habe seit 13 Jahren MS, bin nun 29 Jahre alt und hatte seit 11 Jahren keinen Schub sowie keine neuen Läsionen im MRT (RRMS). Leichte Behinderungsprogression, aber im Grunde voll erwerbstätig. Derzeit lerne ich allerdings für den Abschluss meiner Weiterbildung zur Psychotherapeutin und behandle nur übers Internet. Dies kann ich bis September aufrechterhalten, dann habe ich mein Staatsexamen und möchte meinem Mann nachziehen. Dort wollte ich eigentlich nach einer Reha (geplant für Oktober/November) eine Festanstellung in einer psychosomatischen Klinik anstreben. Da ich aber seit Jahren unter einer Infektanfälligkeit leide (v.a. obere Atemwege, aber auch Pilzinfektionen), isoliere ich mich derzeit, soweit es irgendwie geht. Ich spritze seit 2,5 Jahren GLAT, anfangs Rebif (erhöhte Leberwerte) und dann ca. 8 Jahre Betaferon. Wegen der Infektanfälligkeit empfahl mein Arzt, zu GLAT zu wechseln, aber es wurde nicht besser. Im März 2019 ergab ein Differenzialblutbild eine Gesamtzahl von Lymphozyten von 963/Mykroliter. Die T-Lymphozyten und T-Suppressorzellen sind ebenfalls unterdurchschnittlich (606 bzw. 140/Mykroliter). Das Labor schrieb, ich litte unter einer "T-zell-assoziierten Immundefizienz".

Frage 1: Soll ich mich gegen Meningokokken impfen lassen? Die Pneumokokken-Impfung habe ich gerade bekommen.

Antwort: Meningokokken-Impfung wird bei Immundefizienz empfohlen.

Frage 2: Sollte bei mir grundsätzlich nach einer Impfung ein Titer bestimmt werden, um die Stärke der Impfreaktion abzuschätzen?

Antwort: In Ihrem Fall grundsätzlich ja.

Frage 3: Kommt die Immundefizienz von der MS selbst oder durch die Medikamente?

Antwort: Die Immundefizienz hat mit der MS nicht direkt zu tun; ist entweder durch die Medikamente oder auch spontan durch andere Erkrankungen bedingt.

Frage 4: Auch wenn niemand in die Zukunft sehen kann - würden Sie mir empfehlen, im Herbst eine Reha zu machen? In Gemeinschaftseinrichtungen kann man ja schlechter Abstand halten als zuhause...

Antwort: Reha ja.

Frage 5: Ich denke, dass ich vorerst (bis es eine Impfung gib) auch selbst nicht in einer Klinik arbeiten kann, oder?

Antwort: Sehe ich auch so. Kommt auf die Arbeitsplatzsituation an, die wahrscheinlich eine gute räumliche Abschirmung wie unter Selbstquarantäne-Bedingungen nicht bieten kann.

Frage 6: Vermutlich sollte ich weiterhin nicht einkaufen gehen etc., selbst nicht mit Maske, oder?

Antwort: Einkaufen ist unproblematisch unter Einhaltung der empfohlenen Standardmaßnahmen (Abstand und Maskenschutz).


Frage: Mein Vater hat mir zwei FFP-2-Masken geschickt. Ich habe ihn geschimpft, dass die ja den Krankenhäusern etc. vorbehalten bleiben sollen. Aber er hat sie ja schon gekauft... Sie haben eine DIN-Norm und ein CE-Zeichen drauf, aber ich traue dem Ganzen irgendwie nicht... Sie haben kein Atemventil. Meinen Sie, ich soll diese lieber tragen als selbstgenähten Mundschutz, der mehrlagig, kochbar ist und wo man einen Kaffeefilter zwischen die beiden Baumwolllagen stecken kann?

Antwort: Selbstgenähte Mundschutz-Masken sind für den Alltag außerhalb von Gesundheitseinrichtungen völlig ausreichend.


Frage: Wäre eine Pneumokokken-Impfung ratsam und Krankengymnastik nur mit Mundschutz auf beiden Seiten? Wie ist das mit dem Einkaufen: Geht das alles mit allgemeinem Mundschutz? Bis jetzt geht nur mein Mann. Es stehen im Haus auch Arbeiten mit Handwerkern an. Abstand halten und Mundschutz, reicht das aus?

Antwort: Pneumokokken-Impfung ist ratsam, wenn Sie zu den Risikogruppen gehören, für die diese Impfung empfohlen wird, und wenn keine Kontraindikation seitens der MS oder ein Infekt vorliegen. Krankengymnastik nur mit Mundschutz auf beiden Seiten: OK. Einkaufen und Hausarbeiten mit Handwerkern: Ja, unter Beachtung der Hygiene- und Schutzmaßnahmen, um sich selbst und andere zu schützen.


Frage: Im öffentlichen Bereich gilt eine dringende Maskenempfehlung. Welche Masken sollten Risikogruppen benutzen? Vielen Dank für die Info.

Antwort: Außerhalb der Risikobereiche mit direktem Umgang mit Covid-Patienten besteht keine Indikation für das Tragen von filtrierenden Halbmasken (FFP2-Masken). Wenn man diese Masken trägt, ist eine Schulung dringend notwendig. In der Öffentlichkeit werden diese Masken in der Regel nicht korrekt getragen. Zudem sind FFP2-Masken nach wie vor knapp und werden dringend in den Hochrisikobereichen benötigt.


Frage: Auf dem Weg zur Therapie ist z.B. der Abstand 1,5 m zu anderen Personen nicht immer gewährleistet. Ich habe zwar Mundschutz, aber die andere Person nicht, schützt er trotzdem? Im PKW ist der Abstand auch nicht möglich, wie da handhaben? Darf ich jemanden besuchen oder darf ich Besuch empfangen (Ausgangsregeln)? Wenn ja, was muss da berücksichtigt werden? Kann ich auch mehrere Personen gleichzeitig treffen oder darf ich nicht (Ausgangsregeln)?

Antwort: Die epidemiologischen Daten v.a. aus Hainsberg/Virologie Bonn sprechen klar für ein erhöhtes Risiko durch Körperkontakt in jedweder Form. Mit Mundschutz würde ich durchaus 1-2 Besuche zulassen, aber eher mit Personen, die man sonst auch trifft. Die Ausgangslimitationen der Regierung gelten leider auch für MS-Patienten/innen.


Frage: Bis Ostern habe ich mit der Physiotherapie- und Ergotherapie, die meistens bei mir zu Hause stattfinden, ausgesetzt und Übungen allein gemacht. Ich bin beruflich jetzt teilweise zu Hause tätig ansonsten im Einzelbüro. Ich bin mit Rollator mobil und nehme im Moment keine Immunmodulatoren, nur Fampridin (Handelsname Fampyra®) und Baclofen. Kann die Physiotherapie wieder fortgeführt werden? Die Physio- und Ergotherapeuten hätten Handschuhe, Desinfektionsmittel und eine selbstgenähte Maske zur Verfügung. Vielen Dank!

Antwort: Eindeutig: Ja, weitermachen mit der Physiotherapie. Unsere Physiotherapeuten in der Klinik behandeln mit vergleichbaren Schutzmaßnahmen auch stationäre Patienten.


Frage: Ich wüsste gerne, wie der Verlauf einer Corona-Infektion für MS-Erkrankte eingeschätzt wird. Corona löst ja starke Entzündungen aus, was für uns ja im Allgemeinen schon nicht gut ist. Ist mit einem schwereren Verlauf zu rechnen? (Auch ohne Rollstuhl) Gehöre ich zur Risikogruppe? (Frage bezieht sich nicht auf eine schnellere Ansteckung, sondern auf den Verlauf einer Infektion.) Meine Basistherapie: Tecfidera / Dimethylfumarat

Antwort: Wir kennen, offen gesagt, in den deutschen Netzwerken nur wenig Corona infizierte MS-Patienten/innen und keine schweren Verläufe. In den italienischen Katastrophenregionen gibt es leider einige verstorbene MS-Patienten, die schon älter und progredient waren. Unter Dimethylfumarat (DMF) besteht keine Immunsuppression. Und ganz allgemein: Seit über 30 Jahren in der Neurologie habe ich bei MS-Patienten/innen immer weniger Infektionen durch Viren im Nase-Rachenbereich beobachtet. Typisch Influenza - aber Corona vergleichbar. Also: Übliche Schutzmaßnahmen beachten, aber keine Riesenangst bitte.


Frage: Falls sich jemand mit MS, der nicht stärker gefährdet ist als gesunde Menschen, mit dem neuen Virus infiziert, gibt es da schon Erfahrungen, ob der Verlauf der Corona-Erkrankung schwerer verläuft, als bei ansonsten gesunden Menschen? 

Antwort: Diese Daten gibt es noch nicht, man wird aber sicherlich durch die weltweiten Registerinitiativen eine Antwort auf diese Frage geben können. Ich persönlich glaube nicht, dass die MS per se das Risiko für die Infektion oder einen schweren Verlauf der Erkrankung erhöht. Auch bei MS-Erkrankten werden mehr der allgemeine Gesundheitszustand und die Vorerkrankungen und vor allem die Art der Immuntherapie eine Rolle spielen. 


Frage: Meine PPMS hat einen milden Verlauf, ich nehme keine MS-bezogenen Medikamente. Für mich ist die regelmäßige Krankengymnastik ZNS und KGG sehr wichtig, die findet auch weiterhin statt. Kann ich dafür außer Haus gehen und den Öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) benutzen, wenn ich im Alter von 75 Jahren zur Risikogruppe gehöre?

Antwort: ÖPNV ist ein nicht zu unterschätzendes Risiko, da man davon ausgehen muss, dass es eine hohe Dunkelziffer an asymptomatischen Corona-Infizierten gibt. Darüber hinaus sind auch die Physiotherapeuten einem höherem Infektionsrisiko ausgesetzt. Am besten Sie klären mit Ihrer Physiotherapeutin, welche Schutzmaßnahmen die Praxis aktuell anbieten kann. Ich würde das Tragen eines Mundschutzes und von Handschuhen empfehlen, wenn auch der Nutzen und die Wirkung nicht bewiesen sind.


Frage: Kann ich als langjährige MS-Patientin ohne Basis-Therapie normal zur Arbeit gehen? Ich fahre mit öffentlichen Verkehrsmitteln und arbeite in einem Großraum-Büro. Sollte ich hier etwas beachten?

Antwort: Es gibt keine Hinweise, dass für unbehandelte MS-Patienten ein höheres Infektionsrisiko im Vergleich zur Durchschnittsbevölkerung besteht. 


Frage: Ich, 62 Jahre, habe PPMS, nehme außer Schmerzmitteln keine Medikamente. Bin ich stärker gefährdet als ein gesunder Mensch? Sollte ich etwas aufbauendes einnehmen? Vielen Dank!

Antwort: Sie sind nicht stärker gefährdet als andere Personen Ihrer Altersgruppe. Leider gibt es keine Substanzen , die vor einer Corona-Infektion schützen. Bewegen Sie sich aber möglichst viel in frischer Luft. 


Frage: Gibt es schon Erkenntnisse zu einem erhöhten Schubrisiko bei Erkrankung an Covid-19?

Antwort: Es gibt noch keine gesicherten Erkenntnisse. Man weiß aber, dass Infektionserkrankungen, insbesondere wenn die MS instabil und unzureichend behandelt ist, Schübe triggern können.

 

Frage: Ich habe seit 1978 MS und bin 64 Jahre alt. Ich arbeite nach wie vor in meinem Beruf als Architekt. Seit den beiden Corona-Impfungen (Biontech) ist eine Verschlechterung beim Gehen eingetreten. Ist Ihnen hier in ursächlicher Zusammenhang bekannt?

Antwort: Nach einer Krankheitsdauer von mehr als 40 Jahren ist die Wahrscheinlichkeit eines langsamen Fortschreitens der Erkrankung sehr hoch. Ein Zusammenhang mit der Stimulation des Immunsystems durch den Corona-Impfstoff wurde bisher auch aus anderen Ländern noch nicht gemeldet. Wir untersuchen diese Frage im Rahmen einer Online-Befragung auf unserer Website und über die Berichte aus den MS Zentren, die am MS Register teilnehmen. Die Impfung ist aber für älteren Menschen sehr wichtig, insbesondere auch jetzt in Zusammenhang mit den steigenden Infektionszahlen durch die neue Coronavariante.

 

Frage: Im Mai war ich an COVID 19 erkrankt. Sollte ich darum nur eine Impfdosis erhalten?

Antwort: Schwierige Frage, die Sie besser mit der STIKO (Ständige Impfkommission) klären müssten. Soweit ich weiß, ist die Digitalisierung dazu dürftig. Bisher wurde empfohlen, die Impfung um einige Monate aufzuschieben, da nach einer Corona-Infektion zumindest für eine gewisse Zeit eine Immunität erwartet wird. Danach würde dann die übliche Impfung vorgenommen werden.

 

Frage: Ich möchte mich impfen lassen, sobald meine Prio-Gruppe an der Reihe ist. Der vektorbasierte Impfstoff AstraZeneca soll eine ungünstige Auswirkung auf die entzündliche Aktivität des Immunsystems autoimmunerkrankter Menschen haben. Welche Erfahrungen liegen bereits vor?
Zweite Frage: Würde eine Impfung mit dem Impfstoff AstraZeneca erfolgen, ist später (nächstes Jahr z.B.) eine mRNA Impfung noch möglich?
Dritte Frage: Ist die Immunantwort unter Tecfidera ausreichend? Wo mache ich die Titer Bestimmung? MS Ambulanz oder Uniklinik?

Antwort: Belastbare Daten zu den Vektor-Impfstoffen liegen für MS-Betroffene noch nicht vor (s. auch weitere Antworten). Ob später nach einer Impfung mit dem AstraZeneca-Impfstoff ein Wechsel auf den mRNA-Impfstoff möglich ist, ist Gegenstand der Diskussion und m.E. nicht endgültig geklärt. Ich halte das aber auch theoretischer Sicht nicht für ausgeschlossen. Unter Tecfidera gibt es nach den Erfahrungen mit anderen Impfungen keinen Hinweis auf einen verminderten Impfschutz - zumindest, wenn die Lyphozytenzahl nicht massiv reduziert ist.
Zu den Sinn der Titerbestimmungen s. andere Antworten. Sollte über verschiedenen größere Labore möglich sein, wird aber nicht unbedingt empfohlen (mangels Aussagekraft) und gehört somit (noch) nicht zur Routine.

 

Letzte Aktualisierung: 10.12.2021

Nachfolgend finden Sie Fragen und Antworten zum Thema "Schubtherapie bzw. Cortison-Stoßtherapie" der beteiligten Mitglieder des Ärztlichen Beirates der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft aus den Arzt-Sprechstunden auf MS Connect. 

Aus Gründen des Datenschutzes wurden Kürzungen vorgenommen. 
 

Frage: Meine Frage betrifft Schübe. Ich habe gelesen, dass ich einen eventuellen Schub nicht mit Cortison 'bekämpfen' soll, da dadurch mein Risiko, an Corona zu erkranken, erhöht würde. Ich kann doch einen Schub nicht einfach 'aussitzen' und weitere Nervenschädigungen riskieren? In normalen Zeiten hätte ich einfach, nach Einnahmeplan, über drei Wochen die entsprechende Menge Cortisontabletten eingenommen (wie bei mir immer). Diese aktuelle Situation stresst mich schon sehr. Vor allem da ich momentan zwischen zwei Neurologen bin, daher etwas verunsichert. Danke im Voraus für Ihre Antwort.

Antwort: Einen schweren Schub mit Funktionsstörungen sollte man nach wie vor mit hochdosierten Cortison-Infusionen über 5 Tage behandeln. Bei sehr leichten Schüben, zum Beispiel bei nur neu aufgetretenen Missempfindungen könnte man eher darauf verzichten. Das Infektionsrisiko bei Tabletteneinnahme über 3 Wochen könnte eher ungünstiger sein. Wichtig ist, dass Sie sich im Falle einer Cortison-Therapie ganz besonders vor sozialen Kontakten schützen und die Schutzmaßnahmen - wie vom Robert Koch Institut beschrieben - einhalten. 


Frage: Guten Tag. Ich habe vor 3 Wochen eine Kortison-Stoßtherapie, jeweils 1g an drei aufeinanderfolgenden Tagen per Infusion bekommen. Wie lange besteht bei mir deshalb noch, in etwa, eine erhöhte Infektionsgefahr, bzw. wann etwa hat sich mein Immunsystem wieder einigermaßen regeneriert? Ich bin 55 Jahre alt, nehme ansonsten keine immunmodulierenden Medikamente. Ich ernähre mich weitestgehend gesund und gehe täglich mit meinen beiden Hunden spazieren. Ich frage, weil mein Ehemann die Woche über als LKW-Fahrer unterwegs ist und nur an den Wochenenden nach Hause kommt. Bislang hat keiner von uns beiden Symptome, aber was, wenn es meinen Mann unterwegs doch erwischt? Wenn mein Immunsystem noch geschwächt ist, nehme ich an, dass ich auch den Kontakt zu ihm meiden müsste, was natürlich in einer häuslichen Gemeinschaft schwierig wird. Deshalb wäre es ganz hilfreich zu wissen, ab wann zumindest kein erhöhtes Risiko mehr zu erwarten ist. Vielen Dank im Voraus.

Antwort: Wie lange das Immunsystem nach Cortison-Stoßtherapien geschwächt ist, ist nicht gut bekannt, und vermutlich auch individuell sehr unterschiedlich. Die meisten Ärzte gehen von etwa 2 Wochen aus, aber das ist nur ein Anhaltspunkt. Da ihr Mann ja nicht zu Hause bleiben kann, hat er ein erhöhtes Risiko, Kontakt zu Infizierten zu haben. Sie sollten vielleicht noch eine Woche möglichst viel Abstand halten, danach ist es wahrscheinlich unproblematisch. Nebenbei ist es sogar denkbar, dass das Cortison einen leichten Verlauf der Infektion begünstigt, aber das ist noch offen.

 

Letzte Aktualisierung: 10.12.2021 15:44

Nachfolgend finden Sie Fragen und Antworten zum Medikament "Alemtuzumab (Lemtrada)" der beteiligten Mitglieder des Ärztlichen Beirates der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft aus den Arzt-Sprechstunden auf MS Connect.

Aus Gründen des Datenschutzes wurden Kürzungen vorgenommen.


Frage: Ist eine Impfung jetzt sinnvoll, wenn sie noch fehlt und bisher jährlich erfolgt ist? Insbesondere nach dem 2. Zyklus Alemtuzumab (2018/2019)? 

Antwort: Guten Morgen. Die jährliche Grippeimpfung ist generell bei MS-Patienten sinnvoll. Jetzt ist der Zeitpunkt für diese Saison wahrscheinlich schon vorbei, da es ja mehrere Wochen benötigt bis der Impfschutz aufgebaut ist. Die Pneumokokkenimpfung ist grundsätzlich bei Patienten über 60 Jahre und bei Patienten mit chronischen Erkrankungen empfohlen. Dazu würde ich die MS, vor allem bei Vorliegen einer relevanten körperlichen Behinderung, zählen. Sinnvoll wäre dann eigentlich die Impfung vor Alemtuzumab. Nach der Therapie mit Alemtuzumab kann es sein, dass die Impfung nicht erfolgreich ist. Je länger die Therapie zurückliegt, desto eher reagiert das Immunsystem ausreichend. Auf keinen Fall sollten sie sich während eines fieberhaften Infektes impfen lassen.

 

Letzte Aktualisierung: 10.12.2021 15:44

Nachfolgend finden Sie Fragen und Antworten zum Thema "Cladribin (Mavenclad)" der beteiligten Mitglieder des Ärztlichen Beirates der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft aus den Arzt-Sprechstunden auf MS Connect.

Aus Gründen des Datenschutzes wurden Kürzungen vorgenommen.


Frage: Guten Tag, ich hatte Anfang diesen Jahres eine Umstellung auf Cladribin. Die letzte Gabe erfolgte von 10.02. bis 14.02.20. Danach hatte ich ca. vom 22.02. bis 29.02.20 einen Infekt. Anschließend bekam ich einen leichten Schub an den Fußsohlen. Da wir eine 3-monatige Reise geplant hatten, wurden mir 4000 mg Cortison verabreicht. Wir haben dann nach Abklärung mit Hausarzt und Neurologen die Reise am 10.03.20 angetreten und sind nach Thailand und Kambodscha gereist. Kurz darauf wurde die weltweite Reisewarnung ausgesprochen und wir hingen in Kambodscha fest. Nun konnten wir mit viel Glück und einigen Flugstreichungen die Heimreise antreten und kamen gestern in Deutschland an. Wir haben versucht, auch in Kambodscha die deutschen Abstands- und Hygieneregelungen einzuhalten, das war aber kaum möglich. Wir mussten für die Heimreise diverse Gesundheitszertifikate organisieren und uns in Menschenmengen vor Krankenhäusern anstellen. Es ist nicht klar, ob hier auch Infizierte anstanden. Der Mindestabstand war hier nicht einzuhalten. Genausowenig wie am Flughafen oder im Flugzeug. Wir haben uns versucht so gut es geht, mit Masken und Händedesinfektion zu schützen. Nun weiß ich aber nicht, wie ich mich in Deutschland verhalten muss. Wir haben keine Quarantäneanweisung am Flughafen bekommen, da Kambodscha nicht als Risikogebiet gilt. Es hat uns bisher niemand untersucht. Sollten wir einen COVID-Test machen lassen und wenn ja wie? Momentan bestehen bei mir keine Symptome. Mein Mann hatte aber vor gut einer Woche ein Tag Fieber und schon länger einen leichten Husten. Danke für Ihre Hilfe!

Antwort: Hallo, Sie kommen nicht aus einem internationalen Risikogebiet. Sie selbst brauchen ohne Symptome keinen Test. Ihr Mann sollte mit dem Hausarzt telefonisch Kontakt aufnehmen. Sie sollten sich konsequent an die generellen Empfehlungen zur Vereinzelung halten. 


Frage: Ich bin Medizinstudent und befinde mich derzeit im Praktischen Jahr, mein nächstes Tertial beginnt im April in der Inneren Medizin eines städtischen Krankenhauses (Hamburg). Bei mir wurde im März 2019 eine MS diagnostiziert (EDSS 1.5). Ich bin 28 Jahre alt und habe ansonsten keinerlei Vorerkrankungen. Ich nehme Cladribin, die letzte Einnahme war im Juni 2019. Meine Lymphozyten sind derzeit bei ca. 1500 Zellen/ul (1100-4600). Wie weit kann/sollte ich den im kommenden Mai anstehenden Cladribin-Zyklus verschieben? (Monate? Lieber erst nächstes Jahr?) Ist mir in der jetzigen Situation von einer Fortführung des PJs, insbesondere in der Inneren abzuraten? Vielen Dank schon mal für die Antwort!

Antwort: Also aktuell - insbesondere mit der guten Erholung der Lymphozyten auf 1500/µl - sehe ich keine Probleme, auch nicht für die Arbeit im Krankenhaus. Klar, irgendwann im Juni/Juli sollte ja dann die 2. Gabe stattfinden, zu der ich auch grundsätzlich raten würde, denn die MS soll ja gut behandelt sein. Vielleicht sehen wir zu diesem Zeitpunkt schon etwas klarer, daher würde ich aktuell keine Entscheidungen vorwegnehmen. Wenn der Coronavirus allerdings zu diesem Zeitpunkt noch ein Thema wäre, würde ich Sie wahrscheinlich für ca. einen Monat nach der Einnahme aus dem Geschäft nehmen. 


Frage: Hallo. Vor drei Wochen, kurz bzw. genau in der Zeit als sich die Ereignisse und Einschränkungen aufgrund der Corona-Krise überschlagen haben, habe ich die erste Woche des ersten Jahres Cladribin genommen. Jetzt steht für nächste Woche die Blutuntersuchung mit gleichzeitiger Rezeptabholung für die zweite Woche direkt nach Ostern an. Mich würde interessieren, wie Sie in dieser Situation verfahren würden? Die zweite Woche, wie geplant, nach Ostern durchführen oder ggf. die Einnahme herauszögern (wenn dies überhaupt möglich ist). Ich werde das mit meiner Ärztin nächste Woche besprechen, nur wäre Ihre Einschätzung als Zweitmeinung für mich sehr unterstützend. Vielen Dank im Voraus.

Antwort: In dieser Situation würde ich die Therapie der zweiten Woche durchführen. Es ist sonst völlig unklar, welche Wirkung sie überhaupt durch die Behandlung erwarten können. Ich würde allerdings danach zumindest 2 Wochen zu Hause bleiben, oder Kontakte weitestgehend meiden. Vielleicht macht es in dieser Situation auch Sinn, einmal die Blutwerte zu überprüfen, um zu erkennen, ob sie noch ein erhöhtes Infektionsrisiko haben. Dies erfolgt ja sonst eigentlich nicht bei Cladribin. 


Frage: Guten Tag, im Oktober 2019 hatte ich meine letzte (vierte) Cladribin-Behandlungswoche. Worauf sollte Ich unbedingt achten? Ich bin, trotz Schwerbehinderung 80% und Kennzeichen "G", voll berufstätig noch und habe Kontakt (mit entsprechendem Abstand) zu meinen Kollegen in einem Großraumbüro. Nach den RKI-Informationen wäre auch eine Freistellung angezeigt. Welche Empfehlungen können Sie mir hinsichtlich meiner beruflichen Situation geben? Im privaten Rahmen habe ich bereits meine persönliche Kontakte schon sehr eingeschränkt.

Antwort: Das ist nicht ganz einfach. Mit Cladribin haben sie etwas mehr Risiko, keine Frage. Großraumbüro ist ein relevanter Risikoraum. Ich würde die Freistellung anstreben. Geht nicht Homeoffice? 


Zusatz-Frage: Gibt es generell einen längeren erhöhten Infektionszeitraum bei einer Cladribin-Therapie? Wenn ja, für wie lange besteht dieser dann in etwa? Ich hatte meine 4. Cladribin-Therapie in 10/2019 und bin voll berufstätig (trotz Schwerbehinderung 80 % und Merkzeichen ‚G‘) in einem Großraumbüro. Für welchen Zeitraum würden Sie nach jetzigen Stand, eine Freistellung oder Homeoffice unter meinen benannten beruflichen Rahmenbedingungen empfehlen?

Antwort: Guten Morgen. Unter den momentanen Bedingungen ist Homeoffice sehr sinnvoll, solange die aktuellen Empfehlungen zur Vereinzelung gelten. Selbstverständlich sollten Sie diese Empfehlungen in Ihrem gesamten Alltag konsequent umsetzen. Wenn das am Arbeitsplatz möglich ist, spricht auch gegen Arbeiten nichts. Bei Cladribin ist etwa 3 Monate nach der Gabe der maximale Effekt auf das Blutbild und damit auch das Immunsystem zu erwarten. Es ist individuell aber unterschiedlich, wie ausgeprägt die Effekte sind. Die Blutbildwerte (Lymphozyten) helfen, das einzuschätzen. 


Frage: Also wenn ich Sie richtig verstanden habe, werde ich solange, wie es in den RKI-Empfehlungen bei den Risikogruppen-Empfehlungen aktuell steht, die Möglichkeiten des Homeoffice beim Arbeitgeber einfordern? In meinem privaten Umfeld habe ich bereits meine Außenkontakte extrem eingeschränkt.

Antwort: Genau so!

Letzte Aktualisierung: 10.12.2021 15:44

Nachfolgend finden Sie Fragen und Antworten zum Thema "Dimethylfumarat (Tecfidera)" der beteiligten Mitglieder des Ärztlichen Beirates der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft aus den Arzt-Sprechstunden auf MS Connect.

Aus Gründen des Datenschutzes wurden Kürzungen vorgenommen.

 

Frage: Guten Tag, ich nehme seit 6 Jahren Tecfidera. Kann ich mich mit Astrazeneca impfen lassen? Ich mache mir Gedanken, da durch Tecfidera das Risiko für eine PML besteht. Ich bin 60 Jahre alt und könnte nächste Woche mit Astrazeneca geimpft werden.

Antwort: Tecfidera hat keine relevante Einschränkung des Impfeffektes, weswegen Sie sich mit allen zugelassenen Vakzinen impfen lassen können. Sie erwähnen selbst, dass Sie 60 Jahre alt sind. Damit können Sie sich auch mit AstraZeneca impfen lassen, ohne dass bei Ihnen ein erhöhtes impfstoffbedingtes Thromboserisiko besteht. Das Komplikationsrisiko einer Covid-19-Erkrankung mit Thrombosen ist um ein vielfaches höher.

 

Frage: Meine Tochter hat MS, nimmt Tecfidera. Ist es nicht sehr riskant, wenn sie ab Anfang Mai wieder arbeitet (Arbeitsplatz mit viel Publikumsverkehr) und ihre zweijährige Tochter in die Kita bringt (vorausgesetzt, diese öffnet überhaupt)?

Antwort: Um das Risiko für Ihre Tochter besser einschätzen zu können, wäre die Kenntnis der Lymphozytenzahl erforderlich. Eine erhöhte Infektionsgefahr besteht nach derzeitigem Wissen bei reduzierter Lymphozytenzahl, speziell dann, wenn die Lymphozyten unter 1000/µl abfallen.
Zur Frage, ob das Medikament den Verlauf bei einer tatsächlichen Infektion mit dem neuen Corona-Virus beeinflusst, gibt es allerdings wenig belastbare Daten. Generell sollte Ihre Tochter also penibel auf die üblichen Hygienemaßnahmen achten. Insbesondere der Abstand zu Gesprächspartnern wäre wichtig – und am besten, wenn diese ebenfalls einen Mund-Nase-Schutz trügen. Besserer Schutz wäre für Ihre Tochter z.B. durch eine Plexiglasscheibe zwischen ihr und dem Publikum gegeben.
Inwieweit Kleinkinder häufig Infektionsüberträger sind, ist nicht ganz klar und wird z.Zt. diskutiert. Vorläufige Daten scheinen für diese Möglichkeit zu sprechen.


Frage: Ich nehme Tecfidera, die Lymphozyten sind i.O. Ich arbeite Vollzeit mit vielen direkten Kontakten (unter 1m Abstand), habe MNS und Handschuhe an. Ich achte darauf, dass mein Gegenüber MNS trägt und möglichst wenig spricht. Was kann/muss ich noch beachten? Kann ich bedenkenlos wieder ins Fitness-Studio gehen (dann ohne MNS, auf Abstand 2m kann ich achten, aber beim Zirkeltraining ohne zwischenzeitliche Desinfektion der Geräte bin ich skeptisch)?

Antwort: Wenn kein starker Abfall der Lymphozyten vorliegt, sollte die Infektionsgefahr nicht wesentlich erhöht sein. Die wesentlichen Schutzmaßnahmen sind Ihnen ja bekannt. Den Abstand von unter einem Meter zu verschiedenen Personen sehe ich allerdings als kritisch an, auch mit MNS. Sie kennen die Diskussion um die Wirkung verschiedener Kategorien der Atemschutzmasken. Vermutlich ist ein gewisser Schutz gegeben, wenn Ihr Gegenüber einen MNS trägt, aber auch dieser ist nicht 100%. Und ließe sich nicht am Arbeitsplatz eine Abstandsregelung organisieren? Oder z.B. ein Plexiglasschutz wie jetzt oft in Kaufhallen genutzt?
Ihre Skepsis hinsichtlich des Fitness-Studios teile ich, nicht nur was das Zirkeltraining anbelangt. Auf jeden Fall sollten Sie nach der Berührung der nicht desinfizierten Geräte auf Händedesinfektion, zumindest aber gründliches Händewaschen mit Seife achten. Es wird zunehmend diskutiert, ob nicht eine Infektionsgefahr auch durch Aerosole – also kleinere Wassertröpfchen – gegeben ist, an denen Viren transportiert werden können und die länger in der Schwebe bleiben. Und gerade beim Sport mit heftigerem Atmen kommt es zum Ausstoß derartiger Aerosole. Sportliche Betätigung wäre für Sie auf jeden Fall zu empfehlen. Vielleicht finden Sie eine Möglichkeit, dies an der frischen Luft zu tun?


Frage: Meine Tochter hat MS, nimmt Tecfidera und ist alleinerziehend. Wir treffen uns oft und ich versuche, sie bei der Betreuung der 2-jährigen Enkelin zu unterstützen. Was muss ich als Großmutter beim Kontakt/Support in Coronazeiten beachten?

Antwort: Ihre Tochter ist als MS-Erkrankte unter Tecfidera, insbesondere wenn die Lymphocytenzahlen nicht unter 1,0/nl liegen, wahrscheinlich nicht stärker gefährdet als die Normalbevölkerung. Wichtig wäre, wenn Sie als Großmutter die Enkelin mit betreuen, dass die Zahl der Personen, die in die Betreuung eingebunden sind, möglichst klein ist und alle die Sicherheitsrichtlinien zum Schutz vor einer Infektion beachten. 


Frage: Guten Tag, ich bin 25 Jahre, diagnostiziert in 2018 und nehme seit ca. 1,5 Jahren Tecfidera. Meine Lymphozyten-Werte sind immer im Grenzbereich, letzter Test im Januar bei 1015/μl. Ich fühle mich vielleicht auch aufgrund der allgemeinen Situation extrem abgeschlagen und schwach. Mein nächster regulärer Termin in der MS-Sprechstunde wäre erst Mitte April, ich bin jedoch etwas unsicher, was die weitere Einnahme des Medikaments und das Infektionsrisiko angeht. Haben Sie eine Empfehlung, wie ich mich verhalten sollte? Ich befinde mich derzeit in Isolation.

Antwort: Guten Morgen. Der Wert von 1015/µl muss an sich noch nicht beunruhigen. Man kann zwar nicht ganz ausschließen, dass man damit ein leicht erhöhtes Risiko im Fall einer COVID-Infektion hat, aber ich würde die Therapie deshalb nicht aussetzen. Besprechen Sie das nochmal mit Ihrem Neurologen in Abhängigkeit von Ihrem Verlauf. Halten Sie unbedingt die derzeitigen Regeln zur Vereinzelung weiter ein. Im Falle von Infektsymptomen kontaktieren Sie ggf. telefonisch Ihren Hausarzt. Wenn die Abgeschlagenheit für Sie neu ist, kontaktieren Sie ggf. telefonisch Ihren Hausarzt. 


Frage: Guten Tag, im Artikel zur Corona-Situation für MS Patienten der DMSG wurde für Tecfidera folgende Risikoeinschätzung vorgenommen: 'Dimethylfumarat/Tecfidera: Bei normalen Lymphocytenzahlen kann davon ausgegangen werden, dass das Infektionsrisiko nicht erhöht ist.' Eine Frage dazu: sind Lymphocytenzahlen absolut von 1,05 / nl als normaler Lymphcytenwert in Bezug auf das Infektionsrisiko anzusehen oder ist dieser bereits zu niedrig? Sollten besondere Vorsichtsmaßnahme getroffen werden, wie z.B. nicht selber zum Einkaufen gehen?

Antwort: Lymphozytenzahlen von 1,05/nl sind fast normal. Das Risiko ist, soweit bekannt, nicht erhöht. 


Frage: Sehr geehrtes Ärzte-Team, im Artikel der DMSG steht zu Dimethylfumarat/Tecfidera folgendes: "Bei normalen Lymphocytenzahlen kann davon ausgegangen werden, dass das Infektionsrisiko nicht erhöht ist." Was ist unter "normalen Lymphocytenzahlen" zu verstehen? Sollte ich meine Blutwerte momentan häufiger überprüfen lassen um ggf. frühzeitig reagieren zu können? Welchen Rhythmus würden Sie mir empfehlen? Und wie wirkt sich die Einnahme von Tecfidera auf den Verlauf der Krankheit aus?

Antwort: Die untere Grenze für die Lymphocytenzahl ist aktuell mit 1,0 /nl unter der Tecfideratherapie zu empfehlen, da erst unter dieser Zahl eine leicht erhöhte Infektanfälligkeit auf dem Boden der Studiendaten anzunehmen ist. Wie sich Tecfidera auf den Verlauf einer Coronainfektion auswirkt, wissen wir noch nicht. Diese Daten werden aktuell europaweit gesammelt. 


Frage: Ich arbeite als Krankenschwester, habe MS - behandelt mit Tecfidera. Lt. DMSG ist die Ansteckungsgefahr nicht höher, aber wie verhält es sich mit dem Verlauf von Corona bei einer evtl. Infektion.

Antwort: Es gibt bisher keine Daten zum Verlauf einer Corona-Infektion von MS-Betroffenen unter Tecfidera. Diese werden aktuell europaweit gesammelt und auch im MS-Register der DMSG. Da das Risiko von Infektionen bei normalen Lymphocytenzahlen unter Tecfidera nicht erhöht ist, würde man zunächst nicht unbedingt von einem ungünstigeren Verlauf ausgehen. 


Frage: Ich habe seit 2016 MS, werde mit Tecfidera behandelt und hatte seit der Erstdiagnose keinen Schub. Wie gefährlich ist das Coronavirus für mich? Würde eine Erkrankung mit Covid-19 unter Tecfidera eventuell zu einem schweren Verlauf führen? Man hört ja von einem sogenannten Zytokinsturm, der als heftige Immunreaktion bei Covid-19 auftreten kann. Gibt es dafür eine höheres Risiko bei MS-Patienten?

Antwort: Das einzige Problem bei Tecfidera ist, dass es bei einem geringen Prozentsatz der Patienten zu einer lang-andauernden Lymphozytopenie kommen kann. In einem solche Fall, also wenn die Lymphos relativ bald nach Beginn der Medikation rund 800/µl und dann noch weiter nach unten gehen, hätte ich Bedenken bei dem Medikament, allerdings nicht nur in Zeiten von Corona, sondern generell. Ich würde dann einen Alternative suchen. 


Frage: Ich bin 39 Jahre alt und nehme seit meiner Diagnose 2017 Tecfidera und vertrage es recht gut. Meine Lymphozyten sind im guten Bereich, wenn auch eher im unteren Bereich. Vor meiner Diangosestellung hatte ich die Neigung bei einer Erkältung eine leichte Bronchitis zu entwickeln. Seit ich die Therapie nehme war ich nicht mehr krank. Ich bin aber auch kurz nach Diagnosestellung in Erwerbsminderungs-Rente gegangen und habe nicht mehr viele persönliche Kontakte. Zur Zeit halt gar keine außer meinen Mann. Jetzt habe ich große Angst, dass durch eine Covid19- Infektion und meine Neigung zu Bronchitis das Schubrisiko für mich steigt. Ich bleibe zur Zeit komplett Zuhause und mein Mann ist sehr vorsichtig. Ich bin komplett gehfähig und benötige keine Gehhilfe. Ist die Angst berechtigt? Ist eine Pneumokokkenimpfung dringend zu empfehlen? Die Impfungen sind zur Zeit leider alle vergriffen und meine Ärzte haben mir von alleine nicht gesagt, dass es eine Stiko- Impfung ist. Jetzt bekomme ich die erstmal nicht. Muss ich wirklich solche Angst haben? Oder bin ich nicht gefährdet, eine Behinderung von der Erkrankung davonzutragen?

Antwort: Wenn Sie so konsequent zuhause bleiben und ihr Mann so vorsichtig ist, ist das der beste Schutz derzeit. Bzgl. Pneumokokken: Es gibt keine spezifischen Daten oder Empfehlungen zur MS. Die Impfung ist indiziert bei Personen über 60 und Personen mit chronischen Erkrankungen. Vor allem Personen, die körperlich eingeschränkt sind, aufgrund der MS und vor einer Immunsuppression - insbesondere mit Ocrelizumab oder Rituximab - würde ich die Impfung empfehlen. 


Frage: Ich bin diese Woche noch krankgeschrieben. Nächste Woche soll ich wieder an der Kasse arbeiten. Ich werde mit Tecfidera behandelt. Nun sind allerdings meine Blutwerte nicht so toll. Meine Lymphozyten sind bei 12,8, die Lymphozyten absolut auf 0,66. Laut dem Bericht der DMSG besteht da ein erhöhtes Ansteckungsrisiko für Corona. Oder sehe ich das verkehrt? Sollte ich mich weiter krankschreiben lassen oder was würden Sie mir raten? 

Antwort: In Zusammenhang mit der Corona-Epidemie sollten bei Tecfiera-Patienten die Lymphocyten nicht unter 1,0/nl liegen. Unter diesem Wert besteht ein leicht erhöhtes Infektionsrisiko. Wenn Sie sich an Ihrem Arbeitsplatz nicht ausreichend schützen können, stellt das Arbeiten an der Kasse für Sie möglicherweise ein erhöhtes Risiko dar. Es gibt allerdings keine Daten, ob die Corona-Infektion unter Tecfidera einen ungünstigeren Verlauf nimmt. 


Frage: Ich habe ein Basistherapie mit Tecfidera die ich sehr gut vertrage - ich habe leichtes Asthma und arbeite in einer Allgemeinarztpraxis ohne irgendwelche Schutzausrichtung - sollte ich in der aktuellen Situation weiter arbeiten? 

Antwort: Derzeit gehen die Experten davon aus, dass Tecfidera nicht soviel Dämpfung im Immunsystem macht, dass man sie aus dem Verkehr ziehen muss. Aber sie sollten sehr konsequent vorsichtig sein. Wenn bei Ihnen die Zahl der Lymphozyten deutlich unter 1,0/nl liegt, sollten Sie besonders vorsichtig sein oder mit dem Arbeitgeber sprechen, ob es für Sie eine Arbeit ohne Patientenkontakt gibt.

 

Frage: Ich bin seit 25 Jahren an MS erkrankt, nehme Tecfidera. Bei der Impfkommission/Bremen möchte ich einen Antrag stellen, priorisierte Corona-Impfung. Neben dem ärztlichen Attest, wie kann ich es noch begründen?

Antwort: Da sollten Sie sich auf die neue Corona-Impfverordnung beziehen, die Betroffene mit MS zur Gruppe "mit erhöhter Priorität" zählt. Hinzu kämen ggf. körperliche Einschränkungen und das Alter (s. auch weitere Antworten zum Themenkreis), die eventuell eine "hohe" Priorität "nach individueller ärztlicher Beurteilung aufgrund besonderer Umstände im Einzelfall" rechtfertigen würden (§3, Abs. 2, Buchstabe i)

 

Letzte Aktualisierung: 10.12.2021 15:44

Nachfolgend finden Sie Fragen und Antworten zum Thema "Fingolimod (Gilenya)" der beteiligten Mitglieder des Ärztlichen Beirates der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft aus den Arzt-Sprechstunden auf MS Connect.

Aus Gründen des Datenschutzes wurden Kürzungen vorgenommen.

 

Frage: Gilenya und Biontech/Moderna Guten Tag, ich nehme Gilenya und habe gelesen, dass bei Biontech keine Immunantwort gebildet wird. Da die Vektorimpfstoffe aufgrund meines Alters nicht in Frage kommen, wollte ich wissen, welcher Impfstoff mir zur Verfügung steht.

Antwort: Die Quelle, die Ihnen vermittelt hat, dass mit dem Biontech-Impfstoff unter Gilenya keine Immunantwort entsteht, ist nicht solide. Die Immunantwort einer bestimmten Variante der weißen Blutkörperchen (Sonderform der Lymphozyten-Tcm) ist vermindert, die restlichen für die Infektabwehr notwendigen Zellen reagieren schon ausreichend, ebenso wird die Produktion der gelösten Antikörper nicht wesentlich beeinflusst. Wenn Sie jünger als 60 Jahre sind, sollten Sie sich mit einem mRNA-Vakzin impfen lassen (Biontech oder Moderna), das ist auch die klare Empfehlung der DMSG und der STIKO.

 

Frage: Wenn ich Corona bekommen sollte, muss ich Gilenya dann absetzen? Wenn ja, wie lange darf ich Gilenya nicht nehmen? Ist das Schubrisiko erhöht, wenn ich an dem Corona-Virus erkranke?

Antwort: Ich würde nur die Fingolimod-Dosis um 50 Prozent reduzieren, eine Kapsel jeden zweiten Tag. Prof. Gavin Giovannoni, PhD, von der Barts and The London School of Medicine berichtet aus London, dass die Corona-Infektion unter Fingolimod weniger stark verläuft, weil weniger Zellinfiltration und Ödeme auftreten! Jede schwere Infektion lässt die Autoimmunität mitreagieren - nach der Pneumonie besteht also noch eine MS-Schubgefahr. Auch aus diesem Grund würde ich die Dosis von Fingolimod reduzieren.


Frage: Wäre es denkbar, Gilenya zu Zeiten von Corona abzusetzen oder die Dosis nur jeden zweiten Tag zu nehmen, um die Immunabwehr zu erhöhen? Wenn man unter Gilenya schubfrei war, wäre es dann nicht sinnvoller, die Gefahr einer schwerwiegenden Corona-Erkrankung durch ein Absetzen oder Verringern der Dosis zu senken? Ich frage mich, was höher zu bewerten wäre, die Gefahr eines tödlichen Corona-Verlaufs oder einen Schub zu riskieren?

Antwort: Ich würde die Gefahr einer Fingolimod-induzierten schweren Corona-Erkrankung als gering sehen. In England gibt man sogar schon Medikamente aus der S1P-Gruppe, um die Entzündung und Ödem-Bildung bei der Corona-Pneumonie zu mildern!! Mein Rat: Jeden zweiten Tag eine Dosis von 0.5 mg während der Corona-Epidemie. Kein Absetzen. Es besteht die Gefahr schwerer Rebound-Syndrome.


Frage: Seit vielen Jahren nehme ich Fingolimod/Gilenya. Meine Lymphozytenzahl liegt meist knapp unter 500. Begleitend habe ich noch eine leichte art. Hypertonie. Ich bin als angestellte Hautärztin im niedergelassenen Bereich tätig. Derzeit noch krankgeschrieben. Ab dem 20.4. ist geplant, dass ich wieder arbeite. Als Schutz stehen FFP2-Masken, Handschuhe und Desinfektionsmittel zur Verfügung. Halten Sie das für ausreichend? Wie schätzen Sie mein Risiko ein?

Antwort: Ich schätze das Risiko als nicht wesentlich erhöht ein, gerade mit Maske und Handschuhen sowie Desinfektion. Ich würde Fingolimod während Corona-Zeiten um 50 Prozent reduzieren – jeden 2. Tag eine 0.5 mg Kapsel. Die Halbwertszeit (HWZ) des Medikamentes ist lang genug.


Frage: Guten Tag, sollte ich Gilenya weiter einnehmen? Wie gut ist das Immunsystem unter Gilenya? Meine Leukozytenzahl beträgt aktuell 2700. Ist das als Schutz ausreichend?

Antwort: Unter Gilenya ist aus den Studien ein erhöhtes Risisko für Atemwegsinfekte bekannt. Ob dies auch für das Corona-Virus gilt, ist nicht geklärt. Es gibt bisher auch keine Hinweise für ungünstigere Verläufe unter Gilenya. Es gibt keinen Grund, jetzt Gilenya wegen der Corona Epidemie abzusetzen, da dann das Risiko eines starken Aufflammens der MS gegeben ist. 


Frage: Eine Frage zur Gilenya-Anwendung bzgl. Immunsuppression. Ich habe mich auch etwas eingelesen, jedoch noch keine zufriedenstellende Antwort gefunden (arbeite als Pharmaingenieurin). Wie stark ist die Suppression einzuschätzen bzw. wird das komplette Immunsystem heruntergefahren (bei Lymphozytenwerten von 400-500ul) - bzw. haben wir nur eine spezifische Hemmung? Wie ist die Immunantwort einzuschätzen bei einem unbekannten Virus? Ich selbst nehme Gilenya seit 4 Jahren (alle 2 Tage) ohne große Nebenwirkungen und ohne erhöhte Infektanfälligkeit (ca 1-2 im Jahr leichte Erkältung). Bis wann, denken Sie, kann man mit Empfehlungen rechnen, wie mit den bestehenden Medikamenten langfristig zu verfahren ist (Weiternehmen, Wechseln, pausieren, ...)?

Antwort: Es ist bekannt, dass Gilenya mit einem erhöhten Risiko für Atemwegsinfekte einhergeht. Ob dies auch für das COVID-Virus zutrifft, ist nicht geklärt. Aktuell werden europaweit Daten zur Corona-Infektion bei MS gesammelt und auch im MS-Register der DMSG. Gilenya wegen der Coronavirus-Pandemie zu beenden, ist nicht zu begründen. Es besteht dann auch ein hohes Risiko für ein heftiges Aufflammen der MS. 


Frage: Ich nehme seit 4 Jahren Gilenya, jeden zweiten Tag, Lymphozyten stabil zw. 400-500/µl. Keine starken Infekte. Ich arbeite seit 3 Wochen schon ausschließlich im Homeoffice und werde das auch weiterhin tun. Mein Job (Pharma/APIs) lässt das gut zu, was hilfreich ist. Meine Fragen: Wie ist denn allgemein die (Abwehr-)Lage unter Gilenya einzuschätzen? Wenn die Ausgangsbeschränkungen in frühestens 3 Wochen gelockert werden, wird es Empfehlungen geben können wie dann weiter zu verfahren ist? Beispiele: Rückkehr ins Büro, Besuch der Krankengymnastik? Da mein Lebensgefährte bei der Polizei arbeitet, sehen wir uns momentan auch leider nicht.... (was ja auch auf lange Sicht nicht so bleiben kann...).

Antwort: Bei 400 bis 500 Lymphozyten besteht schon eine leichte Abwehrschwäche unter Gilenya, auch für Lungenentzündungen. Home Office ist sicher der richtige Weg, ebenso Kontakte meiden. Wie nach Aufhebung der Ausgangsbeschränkungen zu verfahren sein wird, ist jetzt noch nicht abschätzbar. Das hängt davon ab, wie viele Erkrankte wir in Deutschland haben und wie die Verläufe sind. Home Office ist wahrscheinlich auch in 3 Wochen der sicherere Weg. Ihren Lebensgefährten müssen sie irgendwann natürlich wieder sehen können. Es hängt ja auch davon ab, wie gefährdet er in seiner Tätigkeit ist. 


Frage: Gilenya Schutz bei Risiko-Gruppe, Regeln Ausgang bzw. Kontakt. Darf mich (ich) jemand besuchen (Ausgangsregeln)? Wenn ja, was muss da berücksichtigt werden? Kann ich auch mehrere Personen gleichzeitig treffen oder darf ich nicht (Ausgangsregeln)? 

Antwort: Es gelten die für alle zutreffenden Regeln, also nur zu zweit und mindestens 1,5 m Abstand. 


Frage: Sind auch Therapien zu Hause denkbar? 

Antwort: Wenn ihr/e Therapeut/in nach Hause kommt und Mundschutz trägt, ist das sicherer. Er/Sie kann aber trotzdem infiziert sein und den Virus weitergeben. Das Einzige, was hilft, ist den Kontaktabstand einzuhalten und das lässt sich bei Therapien meist nicht umsetzen. 


Frage: Da ich bisher nicht gegen Pneumokokken geimpft bin, überlege ich zurzeit, ob eine kurzfristige Impfung sinnvoll ist oder eher nicht. Nehme seit 2015 Gilenya ein. Vielen Dank für einen Rat.

Antwort: Es gibt aktuell keine belastbaren Daten zur Wirksamkeit der Pneumokokken-Impfung unter Gilenya. Von anderen Impfungen weiß man aber, dass sich durchaus ein Impfschutz entwickelt. Da bei der Corona-Infektion auch ein Risiko für sogenannte bakterielle Superinfektionen besteht, bietet eine Impfung gegen Pneumokokken zumindest hierfür einen Schutz. 


Frage: Ich nehme Gilenya ein und bin als Dachdecker berufstätig in einem kleinen Betrieb mit 5 Kollegen und wechselnden Kunden. Was sollte ich in der aktuellen Zeit beachten? Wäre es möglich mich von meinem Hausarzt oder Neurologen krankschreiben zu lassen auch wenn ich zur Zeit beschwerdefrei bin? 

Antwort: Bei Ihren Kundenkontakten sollten Sie ganz besonders auf die aktuellen Hygienevorschriften achten und auch im Umgang mit Ihren Kollegen. Im Moment gibt es keine Hinweise darauf, dass unter Gilenya schwerere Verläufe aufgetreten wären. Eine Arbeitsunfähigkeit lässt sich nur schwer begründen. 


Frage: Ich nehme Gilenya (0,5 mg, tgl.) schon seit über 6 Jahren und bin als Gynäkologin in einem Krankenhaus tätig. Unter welchen Bedingungen darf ich weiter arbeiten? Darf ich an Diensten teilnehmen? 

Antwort: In den Zulassungsstudien wurde bei Gilenya-Patienten eine höheres Auftreten von Atemwegserkrankungen gefunden. Das ist Fakt. Auf der anderen Seite hören wir von Kollegen in anderen - bereits stärker betroffenen Ländern - das auch Patienten mit Gilenya mit einer SARS-CoV2 Infektion gut zurechtkommen. Ich meine daher, wenn die entsprechenden Schutzmaßnahmen eingehalten werden, bestehen bei der Berufsausübung keine Einschränkungen. 


Frage: Ich habe schubförmige MS und nehme seit einem Jahr täglich Gilenya. 6 Jahre lang bekam ich Tysabri. Mein Lymphozyten-Wert liegt bei 0,6. Zudem bin ich in der ambulanten Pflege tätig und habe letzten Montag für zwei Wochen eine Krankmeldung erhalten zum Schutz. Halten Sie es für notwendig, dass ich weiterhin zu Hause bleibe? 

Antwort: Gilenya ist mit einem etwas höheren Risiko für Atemwegsinfektion assoziiert. Trotzdem ist man diesen nicht schutzlos ausgeliefert, dass Immunsystem funktionier auch unter Gilenya in der Regel gut. Daher halte ich es nicht für nötig, sich krankschreiben zu lassen, ich würde mich aber peinlich genau an die vorgegebenen Schutzmaßnahmen halten. Es wäre schon gut, wenn Sie nicht zu Patienten müssten, die Symptome haben, die auf eine Corona-Infektion hinweisen können (z.B. Husten, Fieber oder gar eine Lungenentzündung). 


Frage: Welche Risiken bestehen nach Aufhebung der aktuellen Kontaktbeschränkungen bei Therapie mit Gilenya? Ist danach die Gefahr unter dieser Therapie nicht sehr stark erhöht? Falls es einen Impfstoff geben würde, wäre eine Impfung während der Therapie überhaupt möglich? Geht auch von Geimpften eine Ansteckungsgefahr aus? 

Antwort: Das weiß leider keiner genau. Sicher ist Gilenya ein gewisses Risiko und sie sollten aktuell versuchen, konsequent Kontakte zu beschränken. Wenn allgemein Entwarnung gegeben wird, meine ich nicht, dass sie noch Zuhause bleiben müssen. Leider sind wir da noch nicht sicher. Genauso wie wir nicht morgen eine Impfung haben werden. 


Frage: Beim Spazierengehen begegnet man ja ab und zu mal jemandem und gerade auf weniger breiten Spazierwegen hat man nicht unbedingt 2 Meter Abstand, wenn man aneinander vorbeigeht. Ist das an der frischen Luft trotzdem riskant? Sollte man auch draußen penibel darauf achten, anderen Menschen nicht zu nahe zu kommen? (Ich nehme Gilenya). 

Antwort: Virologen sagen, dass man eigentlich eine Kontaktzeit von ca. 10 - 15 min benötigt, um sich zu infizieren. Also sehr unwahrscheinlich, dass in der oben beschriebenen Situation etwas passiert, zumal es auch noch an der frischen Luft ist, also mit einem extremen "Verdünnungseffekt". Also, keine Sorge... 


Frage: Hallo, überall finde ich unterschiedliche Meinungen zu Gilenya in der derzeitigen Situation. Der eine Neurologe sagt mir, ich könne weiter machen wie gehabt, der andere sagt, es ist äußerste Vorsicht geboten. Ich benötige, vor allem wegen meinem Arbeitgeber, eine zuverlässige Aussage, ob ich nun ein Risikopatient bin oder nicht. 

Antwort: Die Unsicherheit kommt daher, weil wir es wirklich nicht wissen. In den Zulassungsstudien wurde bei Gilenya-Patienten eine höheres Auftreten von Atemwegserkrankungen gefunden. Wenn sie sonst gesund sind und nicht über 65, macht sie die Einnahme von Fingolimod nicht zum "Risikopatienten" in dem Sinn, wie wir es eigentlich verstehen. Absetzen von Fingolimod ist auch keine Lösung, denn das kann durchaus ins Auge gehen und Schübe provozieren. Daher mein persönlicher Rat, weiter mit Fingolimod, allgemeine Vorsichtsmaßnahmen beachten und weiter arbeiten gehen. 


Frage: Hallo, ich bin seit 2013 auf Gilenya eingestellt. In der Corona-Zeit darf man scheinbar trotzdem zu den Therapien hin. Bei Physio verwenden Therapeuten und alle Patienten Mundschutz, bei Ergo ausschließlich der Therapeut und auch nur bei Risiko-Gruppen. Gibt es da nicht einheitliche Anordnungen in Bund bzw. Ländern? Wenn ja, wo nachzulesen? Ich meine nicht Empfehlungen vom RKI sondern speziell für Praxen. Auf dem Weg zur Therapie ist z.B. der Abstand 1,5 m zu anderen Personen nicht immer gewährleistet. Ich habe zwar Mundschutz, aber die andere Person nicht, schützt er trotzdem? Im PKW ist der Abstand auch nicht möglich, wie sollte man es in dieser Situation handhaben? Darf mich (ich) jemand besuchen (Ausgangsregeln), wenn ja, was muss da berücksichtigt werden? Kann ich auch mehrere Personen gleichzeitig treffen oder darf ich nicht (Ausgangsregeln)? 

Antwort: Unter einer Therapie mit Gilenya besteht ein höheres Risiko für die Infektion bzw. für einen schwereren Verlauf. Wichtig ist auch, wie stark ihre Lymphozyten erniedrigt sind. Grundsätzlich sollten Sie mit den Therapien zurückhaltend sein , da die Therapeuten als med. Personal eine erhöhtes Risiko haben, sich zu infizieren und andere anzustecken. Sie sollten ebenso wie der Therapeut einen Mundschutz tragen und einen Abstand einhalten. Wie viel die Therapie dann bringt, ist fraglich. Sprechen Sie mit den Therapeuten erst einmal, ob sie nicht aussetzen. Es gibt hierzu keine offiziellen Vorgaben, die Regelungen unterscheiden sich auch nach Ländern. Die meisten Praxen schließen aber derzeit.

Arzt-Sprechstunde 12.02.2021
Frage: Ich habe seit 2002 MS und nehme seit 2013 Gilenya. Es wird ja von Regierungsseiten mitgeteilt, dass man sich den Impfstoff nicht aussuchen kann. Der Vektor Impfstoff von AstraZeneca soll eine ungünstige Auswirkung auf entzündliche Aktivitäten des Immunsystems haben. Das hört sich für mich sehr beunruhigend an und ohne anmaßend sein zu wollen, würde ich diesen Impfstoff für mich mit MS nicht nehmen wollen. Wie beurteilen Sie diese Situation?

Und was würden Sie empfehlen, kann es eine Möglichkeit geben, über den behandelnden Neurologen oder Hausarzt, eine Art Bescheinigung für eine bestimmten Impfstoff auszustellen?
Impfen ist für mich alternativlos, ich würde mich freuen Ihnen irgendwann über positive Auswirkungen berichten zu können.

Antwort: Bisherige Erfahrungen mit dem mRNA-Impfstoff sind hinsichtlich der Verträglichkeit bei MS sehr gut. Für die Vektorimpfstoffe fehlen hierzu noch Daten. Sehr seltene Einzelfälle von transverser Myelitis (Rückenmarksentzündung) in der Studie von AstraZeneca gaben Anlass zur Sorge, der Zusammenhang ist aber letztlich nicht eindeutig geklärt.
Es bleibt zudem die höhere Schutzwirkung der mRNA-Impfstoffe, die bei MS-Medikamenten, die evtl. die Immunantwort reduzieren, von Vorteil sein könnte. Andererseits schützt auch der Vektor-Impfstoff sehr gut vor schweren Krankheitsverläufen.
Eine Antikörperbestimmung nach der Impfung sollte nicht überbewertet werden (siehe andere Antworten), da eine wesentliche Wirkung über die zelluläre Immunität abläuft.
Ob sich aus der aktualisierten Impfverordnung vom 08.02.2021 (siehe www.Bundesanzeiger.de) eine Wahlmöglichkeit ergeben wird (§2, Abs. 2), bleibt abzuwarten und ggf. mit den Behörden vor Ort zu klären sein.


Arzt-Sprechstunde 12.02.2021
Frage: Ich habe seit ca. 15 Jahren MS und bekomme seit sechs Monaten Gilenya/Fingolimod. Ist es anzuraten, einen RNA-Impfstoff bei mir einzusetzen?

Antwort: Eine Impfung wird bei MS grundsätzlich empfohlen, da davon auszugehen ist, dass sich eine Corona-Infektion ungünstig auf die Erkrankung auswirken könnte. Die ersten Erfahrungen mit dem mRNA-Impfstoff sind gut. Allenfalls wird unter Gilenya eine reduzierte Immunantwort aufgebaut, sicher auch abhängig von der Lymphozytenzahl. die zuvor bestimmt werden sollte.

Arzt-Sprechstunde 12.02.2021
Frage: Ich habe seit 29 Jahren MS und nehme als Basismedikation Fingolimod. Muss ich vor einer Impfung das Medikament absetzen und wenn ja, wie lange vorher? Gibt es Bedenken, den Impfstoff AstraZeneca zu verwenden?

Antwort: Ein Absetzen des Medikamentes wird nicht empfohlen. Dies könnte zu einer Aktivierung der MS führen. Zu den anderen Punkten siehe die weiteren Antworten.

Arzt-Sprechstunde 12.02.2021
Frage: Sie schreiben: Allenfalls wird unter Gilenya eine reduzierte Immunantwort aufgebaut, sicher auch abhängig von der Lymphozytenanzahl, die zuvor bestimmt werden sollte.
In welchem Bereich sollte die Lymphozytenanzahl liegen, um eine ausreichende Immunantwort erreichen zu können?
Könnte eventuell eine dritte Impfung zur Korrektur gemacht werden?

Antwort: Eine eindeutige Antwort darauf kann ich Ihnen nicht geben. Es ist ja Teil des Wirkprinzips des Gilenya, dass die Lymphozyten im peripheren Blut abfallen. Aber, wie Sie wissen, werden sie in den Lymphorganen zurückgehalten. Generell sollten die Lymphozyten ja nicht unter 200 Zellen/ul fallen. Eine Antikörperbestimmung nach der zweiten Impfung wird oft empfohlen, hat aber auch nur begrenzte Aussagekraft. Gegenwärtig laufen hierzu Studien. Und schließlich könnte eine dritte Impfung aus theoretischer Sicht tatsächlich hilfreich sein und wird ja bei anderen Impfungen auch gemacht. Hierzu liegen m.E. keine Daten und Empfehlungen vor. Erst im Verlauf der nächsten Monate wird man evtl. mehr dazu sagen können.

 

Letzte Aktualisierung: 10.12.2021 15:44

Nachfolgend finden Sie Fragen und Antworten zum Thema "Glatirameracetat (Copaxone/Cilft) der beteiligten Mitglieder des Ärztlichen Beirates der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft aus den Arzt-Sprechstunden auf MS Connect.

Aus Gründen des Datenschutzes wurden Kürzungen vorgenommen.


Frage: Ich bin 40 Jahre alt, weiblich, seit 2013 MS in Schüben nehme Copaxone, seit 2018 habe ich Morbus Crohn, zurzeit ohne Medikament. Auf der Seite von der DMSG ist zu lesen, dass wenn man Copaxone nimmt, kein erhöhtes Risiko vorliegt. Das sind zwei Immunerkrankungen, die bei mir vorliegen. Zähle ich damit zur Risikogruppe?

Antwort: Da sie nur Copaxone einnehmen und der M. Crohn offenbar nicht medikamentös behandlungsbedürftig ist würde ich bei Ihnen nicht von einem besonderen Risiko ausgehen. 

Copaxone am Tag der Impfung

Frage: Lieber Herr Dr. med. Dachsel, ist es richtig, dass ich am Tag der Coronaimpfung mit Biontech, die bald ansteht, Copaxone 20 spritzen kann? Bei allen bisherigen Impfungen habe ich es auch so gemacht. Sollte man an diesem Tag einen bestimmten zeitlichen Abstand von Copaxone zur Impfung einhalten? Vielen Dank für eine Info! Ich bin da jetzt sehr unsicher.

Antwort: Hallo, das Copaxone hat auch in einer 40mg-Dosis (und schon gar nicht bei 20mg) keinen nachweisbaren Effekt auf die Impfreaktion, sodass Sie Ihr Therapieregime nicht ändern müssen.

 

Frage: Ich bin ein bisschen länger dabei. Als es dann wirklich 1992 los ging, gab es so gut wie kein Medikament, außer die etwas abenteuerlichen Versuche von Dr. Fratzer mit Fischöl und die Furore um Prof. Niels Franke und natürlich DSG (Deoxyspergualin, welches sich als wirkungslos herausstellte, was für die anderen auch gilt. Zu der Zeit riet mir mein Neurologe zu einer Non-label-Use mit 7 S-Immunglobuline. Diese Therapie erhalte ich bis heute sehr erfolgreich. Dazu meine Frage: Da die meisten Medikamente suppressiv wirken und das Immunsystem bei Covid-19 so wichtig ist: Kann meine o.g. Medikation da nicht nur einerseits durch die Immunmodulierung und Nebenwirkungsfreiheit positiv wirken, sondern darüber hinaus in diesem ganz speziellen Fall nicht auch noch weitere helfende Non-Label-Wirkungen erfüllen?

 

Antwort: 7S-Immunglobuline (intravenöses Immunglobulin) führen zumindest nicht zu einer Abwehrschwäche. Es ist aber umstritten, ob sie bei der MS nutzen. Ob sie gegen den Virus helfen, ist fraglich, da die Immunglobuline ja von Spendern stammen, die selbst mit dem Virus noch keinen Kontakt hatten. Zukünftig, d.h. in mindestens einem Jahr, könnte es sein, dass die Immunglobuline dann mehr Antikörper auch gegen den Corona-Virus enthalten.

 

Copax und PSA Wert u. der RNA Impfstoff für eine MS Therapie

Frage zu 1.: Kann der PSA Wert durch Copax 3x40mg wöchentl. ansteigen, bzw. sich verändern?

Zu 2.: RNA basierter Impfstoff als Therapiemöglichkeit in naher Zukunft für MS-Patienten?

Antwort von Prof. Dr. med Judith Haas zu 1.: Das ist mir nicht bekannt.

Zu 2.: Hierzu liegen zunächst nur erfolgreiche Tierversuche im Tiermodell der MS (für die sog. experimentelle allergische Encephalomyelitis (EAE)) vor, aber das Prinzip ist hoffnungsvoll, wenngleich die EAE nicht in allen Details der MS entspricht.

 

Letzte Aktualisierung: 10.12.2021 15:44

Nachfolgend finden Sie Fragen und Antworten zum Thema "Interferone" der beteiligten Mitglieder des Ärztlichen Beirates der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft aus den Arzt-Sprechstunden auf MS Connect.

Aus Gründen des Datenschutzes wurden Kürzungen vorgenommen.

 

Frage: Ich nehme wöchentlich Avonex. Sollte man, wenn man durch eine Erkältung oder eine Grippe hohes Fieber hat (so ab 38,5), trotzdem spritzen oder lieber aussetzen? Und angenommen, man hätte nachgewiesenermaßen das Coronavirus: Therapie weiter führen oder nicht? Ich bin zum Glück soweit gesund, aber diese Fragen beschäftigen mich zurzeit.

Antwort: Wenn man krank ist, z.B. eine akute Infektion hat, egal durch welchen Erreger, empfehle ich normalerweise die Avonex-Gabe kurz auszusetzen oder etwas zu verschieben. Wenn es einem eh schon schlecht geht, braucht man ja nicht unbedingt noch grippeähnliche Nebenwirkungen. Aber grundsätzlich sollte die Therapie regelmäßig weitergeführt werden. Ob Interferone einen positiven Effekt auf COVID-19 haben, wird derzeit geprüft. 


Frage: Ist mit MS unter der Basistherapie mit einem schwerwiegenden Verlauf zu rechnen? Ab wann zum Arzt? Die grippeähnlichen Symptome unter Interferon ähneln den Symptomen?! 

Antwort: Unter einer Therapie mit Glatirameracetet (Copaxone, Clift) und Beta-Interferonen (Avonex, Betaferon, Extavia, Plegridy, Rebif) ist nicht mit einem anderen Verlauf zu rechnen, als bei vergleichbaren nicht MS-Betroffenen. Beta-Interferone wurden zunächst für Virusinfektionen entwickelt und haben eine antivirale Wirkung. Die grippeähnlichen Symptome nach der Injektion klingen in der Regel innerhalb von 24 Stunden ab und gehen selten mit Hustensymptome einher. Von daher erscheint die Unterscheidung zu einem Corona-Infekt, der nicht innerhalb eines Tages abklingt, nicht schwierig. 


Frage: Sollten bei einer Corona-Erkrankung eines MS-Patienten fiebersenkende Medikamente zur Anwendung kommen? (Da Fieber ja möglichst vermieden werden sollte um keinen Schub zu begünstigen) Und wenn ja, welches Medikament wäre hier zu bevorzugen? 

Antwort: Fiebersenkende Mittel sollte man generell sparsam einsetzen. Und es gibt auch keine Empfehlung, Fieber bei MS härter anzugehen. Infekte sollte man aber schnell behandeln. Das ist etwas anderes. Zur Fiebersenkung würden wir Paracetamol empfehlen.

 

Letzte Aktualisierung: 10.12.2021 15:44

Nachfolgend finden Sie Fragen und Antworten zum Thema "Mitoxantron" der beteiligten Mitglieder des Ärztlichen Beirates der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft aus den Arzt-Sprechstunden auf MS Connect.

Aus Gründen des Datenschutzes wurden Kürzungen vorgenommen.

 

Frage: Ich habe seit 1997 die Diagnose MS (schubförmig). 2001 habe ich für ein Jahr Mitoxantroninfusionen erhalten. Im Corona-Update wird darauf hingewiesen, dass es auch bei länger zurückliegenden immunsuppressiven Therapien möglich ist, dass entstandene Immundefekte einen schweren Coronaverlauf ermöglichen. Wie ist das Risiko auch nach einer so lang zurückliegenden Mitoxantrontherapie einzuordnen? Ich spritze seit 2002 Copaxone, habe seitdem einen relativ stabilen Verlauf mit eher leichten Schüben und bin mobil. Davor habe ich eine Odyssee an Interferontherapien hinter mir.
Übrigens erfasst die Datenerfassung zu MS und Corona nicht, dass man auch mehrere Medikamente genommen haben kann. In der Datenbank bin ich nur mit Copaxone erfasst. Mitoxantron ist, da zurückliegend, nicht als Risikofaktor berücksichtigt.

Antwort: Ihre Mitox-Infusionen liegen ja 19 Jahre zurück, wahrscheinlich haben Sie innerhalb eines Jahres auch nicht die ganze Lebenszeitdosis erhalten. Wenn Sie bei sich keine Häufung von Infekten beobachtet haben und auch eine normale Zahl weißer Blutzellen und Lymphozyten, hat sich Ihr Immunsystem sehr gut erholt. Genauer kann man dies mit einem sogenannten Immunstatus erfassen, wo die Untertypen der weißen Blutzellen genauer erfasst werden. Da dies aber keine therapeutischen Konsequenzen für Sie hat, ist es mehr von wissenschaftlichem Interesse und wird routinemässig nicht durchgeführt.
Bezüglich Ihrer Anmerkung hinsichtlich der fehlenden Möglichkeit Mehrfachtherapien im Fragebogen anzugeben, schauen wir und den Fragebogen diesbezüglich noch mal an. Vielen Dank für den Hinweis.


Frage: Seit 2005 bekomme ich (67 Jahre alt und seit 24 Jahren MS- Patientin) alle 3 Monate eine Infusion mit Mitox. Am 05.05. wäre mein nächster Termin. Wie ist das im Zusammenhang mit dem Coronavirus zu betrachten? Ich vertrage Mitoxantron gut und dürfte bis zu meiner errechneten Lebenszeithöchstmenge noch ungefähr 6 Anwendungen bekommen. Meinen behandelnden Neurologen kann ich momentan fast nicht erreichen, da er gleichzeitig Ärztlicher Leiter eines Krankenhauses ist. Vielleicht haben Sie einen Rat? Ggf. würde ich die Voruntersuchung beim Kardiologen absagen, um niemandem den Termin weg zu nehmen bzw. auch unnötigen Kontakt zu vermeiden.

Antwort: Wenn Sie seit 2005 Mitox bekommen, werden es wahrscheinlich alle 3 Monate nur sehr kleine Dosierungen gewesen sein. Unabhängig davon führt die Mitox-Gabe vorübergehend nach der Infusion zu einem starken Abfall der weißen Blutzellen. Zum jetzigen Zeitpunkt und in Anbetracht Ihres Alters, womit Sie ja zu einer Hochrisikogruppe gehören, sollte man die Wiederholung der Mitox-Infusion hinauszögern. Bitte schützen Sie sich auch ganz besonders gut vor sozialen Kontakten, da Mitox einen lang andauernden Effekt auf das Immunsystem hat.

 

Letzte Aktualisierung: 10.12.2021 15:44

Nachfolgend finden Sie Fragen und Antworten zum Thema "Natalizumab (Tysabri)" der beteiligten Mitglieder des Ärztlichen Beirates der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft aus den Arzt-Sprechstunden auf MS Connect.

Aus Gründen des Datenschutzes wurden Kürzungen vorgenommen.

 

Frage: In Absprache mit meinem Neurologen werde ich von Copaxone auf Tysabri umstellen. Die Infusionen würde ich bei meinem Arzt bekommen, nicht im Krankenhaus. Ist man Infekt anfälliger in einer Zeit der Neueinstellung? Mein Neurologe ist damit einverstanden ggf. auch noch zwei Monate zu warten, wenn ich mich in der momentan Coronasituation zu unsicher fühle. Mir fällt es schwer, das zu entscheiden. Was meinen Sie? Ich würde mich über eine Rückmeldung freuen.

Antwort: Wie Sie ja den anderen Kommentaren entnommen haben, ist Tysabri als Therapie unproblematisch und steigert das Risiko nicht. Das gilt ebenso für Copaxone. Ob man noch 2 Monate wartet, hängt auch davon ab, wie aktiv ihre Erkrankung ist und ob man schnell einen Effekt erzielen möchte, dann kann man therapieren. Bei niedriger Krankheitsaktivität ist ein Abwarten aber auch vertretbar. 


Frage: Ich bin 66 Jahre alt, habe seit 1996 MS und bekomme seit vielen Jahren Tysabri. Meine Frage: Ist das Immunsystem eine Woche nach der Infusion anders als 4 Wochen nach der Infusion? Muss ich kurz nach der Infusion mehr aufpassen? 

Antwort: Tysabri wirkt so spezifisch an der Blut-Hirn-Schranke, dass ich persönlich bei diesem Medikament überhaupt keine Probleme in der derzeitigen Situation sehe. 


Frage: Ich bin männlich, 54 Jahre alt, und bekomme seit September 2017 Tysabri / Natalizumab. HINWEIS: keine anderen Vorerkrankungen. Bin ich als Tysabri-Patient durch Corona mehr gefährdet als 1. eine Vergleichsperson OHNE MS? 2. eine Vergleichsperson MIT MS, die aber gar kein Medikament bekommt (insbesondere kein Tysabri)? Danke für eine Antwort auf meine hoffentlich allgemeine Frage zum Thema Corona+Tysabri! Sollte / muß die Behandlung mit Tysabri im Falle einer Corona-Infektion unterbrochen werden - wenn ja, für wie lange?

Antwort: Hallo, Tysabri ist nach derzeitigem Kenntnisstand unproblematisch und hat hochwahrscheinlich keinen Einfluss auf das Risiko, sich mit Corona-Virus zu infizieren. Es wirkt sehr spezifisch auf bestimmte Oberflächenmoleküle an der Grenze zwischen Blut und Gehirn, die den Virus nicht interessieren. Ihr Risiko ist also nicht anders als bei einer Vergleichsperson ohne MS. Es ist auch nichts bekannt, darüber, dass unbehandelte Personen mit MS wegen der MS ein erhöhtes Risiko für die Infektion haben. Eine Therapie mit Tysabri sollte auch bei einer Infektion mit dem Corona-Virus weitergeführt werden.


Frage: Ich bin MTA für Radiologie und unsere Praxis hat eine Kooperation mit dem Krankenhaus. Durch die Coronapandemie kommen nun auch immer mehr Covid-19 positive Patienten vom Krankenhaus zum CT. Nun meine Frage: Ich bekomme Tysabri und vor 6 Wochen hatte ich erst die Influenza. So ganz 100% fühle ich mich immer noch nicht fit. Eigentlich gehe ich jeden Tag mit Angst zur Arbeit. Was ist, wenn ich mich damit anstecken sollte?

Antwort: Die Therapie mit Tysabri spielt für die Immunabwehr gegen Corona wahrscheinlich keine Rolle. Wenn Sie sich anstecken, ist es denkbar, dass der Verlauf durch die Schwächung des Körpers durch die vorherige Influenza etwas schwerer ist. Wenn es erforderlich ist, dass Sie an diesem Arbeitsplatz arbeiten, informieren Sie sich vor Ort über die persönlichen Schutzmaßnahmen bei Kontakt mit COVID-Patienten und Verdachtsfällen und halten Sie diese unbedingt ein.

 

Letzte Aktualisierung: 10.12.2021 15:44

Nachfolgend finden Sie Fragen und Antworten zum Thema "Ocrelizumab (Ocrevus)" der beteiligten Mitglieder des Ärztlichen Beirates der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft aus den Arzt-Sprechstunden auf MS Connect.

Aus Gründen des Datenschutzes wurden Kürzungen vorgenommen.

 

Empfehlung nach vollständiger Impfung ohne Entwicklung von Antikörpern

Frage: Hallo, ich bekomme 6-monatlich die Ocrevus Infusionen und habe nach 2 Biontech Impfungen leider keine Antikörper gegen COVID-19 entwickelt. Was empfehlen Sie als weiteres Vorgehen? Falls eine 3. Impfung empfehlenswert ist, sollte dann ein anderer Impfstoff genutzt werden, wie Astra Zeneca, da Kreuzimpfungen als sehr effektiv gelten? Lässt sich die nicht Antikörper-basierte Immunwirkung der Impfung (T-Zellen) messen?

Antwort: Hallo, es gibt jetzt eine klare Empfehlung der Sächsischen Impfkommission in Anlehnung an die zentrale STIKO bei fehlenden Antikörpern 6 Wochen nach der letzten Impfung zu einer 3. Impfung mit Biontech. Mit dem Vakzin von AstraZeneca gibt es keine Erfahrungen (zumal dies nur bei > 60-Jährigen eingesetzt werden soll). Die Bestimmung der Spike-AK wird von vielen Labors und die der zellulären Immunreaktion nur von wenigen meist universitären Speziallabors durchgeführt. Wenn sie dazu Zugang haben, können Sie diese Möglichkeit nutzen.

 

Frage: Hallo, im Spektrum habe ich folgenden Beitrag gefunden: www.spektrum.de/news/corona-impfung-wirkt-auch-bei-krebs/1890727 Darin heißt es: "Das Immunsystem von Patienten, die das Medikament Rituximab bekommen hatten, bildete laut den Ergebnissen gar keine Antikörper gegen das Spike-Protein mehr." Da Rituximab der Vorgänger von Ocrevus ist, kann man das auch auf Ocrevus anwenden? Und wie sieht es evtl. bei Ofatumumab aus? Lässt sich es auf diesen Wirkstoff auch anwenden?

Antwort: Hallo, da die o.g. monoklonalen Antikörper (Rituximab, Ocrelizumab und Ofatumumab) zu einer starken Reduktion einer Form der weißen Blutkörperchen (B-Zellen) führen, ist die Bildung der humoralen Impfreaktion (Antikörper gegen das Spike-Protein) zumindest eingeschränkt. Andererseits gibt es auch eine zelluläre Impfreaktion (überwiegend durch T-Zellen), die von diesen AK nicht beeinflusst wird. Eine ausreichende humorale Impfreaktion ist anzunehmen, wenn die Impfung z.B. mit dem Biontech-Vakzin 3 und 4 Monate nach der letzten Ocrevus-Infusion und damit 2 Monate vor der nächsten Infusion durchgeführt werden. Da es jetzt mit den Impfterminen kein Problem mehr gibt, ist dies sicher gut zu organisieren. Beim Ofatumumab sind die Injektionstermine etwas zu strecken. Am besten ist natürlich auch eine komplette Impfung gegen Corona vor Beginn der Antikörper-Therapie, was aber nur selten möglich ist.

 

Frage: Nach meiner Umstellung auf Ocrevus im November 2019 soll ich Mitte Mai die zweite Infusion erhalten. Da die Risikoentwicklung weder bzgl. COVID-19 noch bzgl. der MS klar ist, haben wir uns für eine termingerechte Infusion ohne vorherige FACS-Analyse der B-Zell-Depletion entschieden. Nun stellt sich für mich die Frage, ob direkt nach der Infusion besondere Sicherheitsmaßnahme erforderlich sind. Ich pendle mit dem ÖPNV zur Arbeit (dort können Hygieneregeln gut eingehalten werden, es besteht Gesichtsmaskenpflicht), könnte aber ggf. auch beantragen, von daheim zu arbeiten. Mein Mann ist Lehrer und hat dementsprechend Kontakt zu vielen Menschen. Auch er könnte sich von der Präsenzpflicht entbinden lassen (bis zu den Pfingsferien zB). In welchem Rahmen halten Sie es für sinnvoll oder sogar notwendig, mich nach der Infusion stärker zu isolieren?

Antwort: Unmittelbar nach der Infusion sollten Sie für vier Wochen ganz besonders auf eine geringst mögliche Zahl von Außenkontakten achten. Ich würde Ihnen und Ihrem Mann die Möglichkeit empfehlen, Home-office für diese Zeit in Anspruch zu nehmen. Fragen Sie Ihren Arzt, ob zur Sicherheit unmittelbar vor der Infusion nicht ein Abstrich auf das neue Coronavirus gemacht werden kann unter dem Gesichtspunkt, dass Sie ja vor den Infusion noch viele Außenkontakte hatten und wahrscheinlich ja keine Virus-sichere Maske getragen haben.


Frage: Ich habe vor 4 Wochen meine Dosis Ocrevus bekommen. Aufgrund der Corona-Pandemie befinde ich mich jetzt in Selbstquarantäne. - Wie beurteilen Sie die Teilnahme an der Arbeitswelt? - Würden Sie eine Aufnahme der Arbeit empfehlen? Hintergrund: Durch meine (Schicht-) Arbeit habe ich viel mit unterschiedlichen Menschen zu tun. Home-Office ist nicht möglich.

Antwort: Hier ist eine individuelle Entscheidung gefragt in welche Ihre Einschätzung und die Ihres Arbeitsumfeldes/Arbeitgebers hinsichtlich des Infektionsrisikos mit einfließen sollte. Falls die Entscheidung für Arbeit ausfällt, sind maximale Vorsichts- und Schutzmaßnahmen dringend ratsam.


Frage: In 2 Wochen soll ich die erste Infusion mit Ocrevus bekommen. Bislang nehme ich Tecfidera mit stets unauffälligen Lymphozyten-Werten. Leider wirkte Tecfidera nicht ausreichend, deshalb nun der Wechsel. Ist der Therapiebeginn mit Ocrevus trotz Corona jetzt anzuraten? Was muss ich beachten?

Antwort: Wenn die hohe Aktivität Ihrer MS jetzt einen Wechsel erfordert, dann ist das vorrangig. Allerdings sollten Sie sich auch schon 14 Tage vor Beginn der Ocrevustherapie maximal vor sozialen Kontakten mit einem möglichen Corona-Infektionsrisiko schützen und auch selbstverständlich nach der ersten Infusion. Wenn Sie einen Beruf haben, der als Infektionsrisiko gilt, sollten Sie sich vorübergehend krankschreiben lassen. 


Frage: Unter Ocrevus wird ein erhöhtes Risiko für eine Infektion mit Covid-19 vermutet (gm. Artikel der DMSG). Wie lange besteht dieses erhöhte Risiko bzw. bin ich die ganze Zeit Risikopatient, bis die CD19-/CD20-positive B-Zellen wieder im Normbereich sind? Vielen Dank für Ihre Antwort.

Antwort: Das allgemeine Infektionsrisiko unter Ocrevus ist erhöht. Das Risiko ist unmittelbar nach der Infusion am höchsten und nimmt dann langsam wieder ab. Ob dies auch für eine Corona-Infektion gilt, ist bisher nicht bekannt. Die Wirksamkeit von Ocrevus bei der MS beruht ja auf einer langanhaltenden B-Zellen-Verminderung, die ja erwünscht ist und einen entscheidenden Einfluss auf den Verlauf der MS hat. Zum jetzigen Zeitpunkt kann man in Abhängigkeit von der bisherigen Dauer der Therapie und der Aktivität der Erkrankung durchaus überlegen, die Intervallgabe um 4 bis 8 Wochen zu verschieben. Wichtig ist auch zu klären, ob kein Immundefekt im Bereich der Immunglobuline eingetreten ist, die dann ja ergänzend gegeben werden können. Bitte beachten Sie als Ocrevus-Patient und auch Ihre Angehörigen ganz besonders die Richtlinien zur Infektionsvermeidung. 


Frage: Ich sollte Anfang März meine dritte Ocrevus-Infusion kriegen. Seit 2 Wochen bin ich erkältet und krankgeschrieben. Ich mache eine Ausbildung als Kauffrau im Einzelhandel, arbeite in einer Drogerie und ich bin ständig im Kontakt mit Kunden. Soll ich lieber abwarten? Noch ein Monat? Vielleicht beruhigt sich das mit Corona? 

Antwort: Bei einer akuten Erkältung würde ich sowieso erst abwarten, bis man wieder gesund ist. Wir therapieren eigentlich nie in einen akuten Infekt. Ocrevus kann man auch ein wenig verschieben - ein Monat ist da kein Problem, das macht wahrscheinlich nicht so viel aus. Aber irgendwann sollte man dann auch handeln. Die MS ist ja auch eine ernstzunehmende Erkrankung, die adäquat behandelt werden sollte. 


Frage: Ich habe diese Woche meine Therapie mit Ocrevus erhalten. Man liest, dass das Infektionsrisiko unmittelbar nach der Infusion am größten ist. Sicher ist es schwierig, eine Präzisere Aussage dazu zu treffen. Da ich aber in einem Bereich arbeite, bei dem ich sicher nicht umhin komme, Kontakt mit Erkrankten zu haben, wollte ich fragen, welchen Zeitraum dieses "unmittelbar" umfasst. Also in welchem Zeitraum muss ich damit rechnen Infekt anfälliger zu sein? Eine weitere Frage ist ebenfalls, ob bei Fehlen der B-Lymphozyten - nach durchgemachter Infektion - eine Immunität aufgebaut werden kann, oder ob es wahrscheinlich ist, nach einer Infektion erneut mit dem Virus zu erkranken. Und eine letzte Frage. Sicher werden derzeit überall Daten zu den Erkrankten unter Ocrevus gesammelt, soweit das möglich ist. Gibt es eine Möglichkeit an solche Daten zu gelangen, um sich selbst ein Bild der Situation zu verschaffen, beziehungsweise auf dem Laufenden zu bleiben?

Antwort: Guten Morgen, schwer zu sagen aber ich würde von 8 Wochen ausgehen. Die Frage mit der Immunität ist momentan nicht verantwortbar, da wir noch zu wenig wissen, wie die Immunität gegen das Coronavirus üblicherweise aussieht, wie lange sie üblicherweise (auch ohne Ocrevus) anhalten wird. Bisher hören wir eher Beruhigendes über die Verläufe von COVID-19-Patienten unter MS-Therapien. Allerdings haben wir es mit kleinen Fallzahlen zu tun, so dass wir diesbezüglich nichts sicher wissen. Es ist auch für MS-Experten momentan noch schwierig, sich ein Bild zu machen. Es laufen aber Studien an, die sich der Frage des Verlaufs von MS-Patienten mit der Infektion widmen und von Ergebnissen aus solchen systematischeren Untersuchungen werden wir sicherlich hören. 


Frage: Macht eine Ocrelizumab-Infusion aktuell überhaupt Sinn? Ich wäre nach der Infusion doch noch gefährdeter als heute schon, oder? Und wenn ja, ab wievielen Wochen nach einer Infusion erreiche ich wieder meine "maximale" Abwehrleistung? Um wieviele Wochen wäre eine Infusion verschiebbar.

Antwort: Die Infusion sollte 4-6 Wochen verschoben werden. Dann hängt es davon ab, wie die Risikosituation insgesamt ist. Sie sollten nach 5 Infusionen im Anschluss an die nächste Infusion möglichst Kontakte meiden. Umgekehrt ist aber eben auch bei zu langem Aufschieben der Therapie, das Risiko erhöht, dass die MS wieder aktiv wird. 


Frage: Ich sollte vor 3 Wochen meine 3. Infusion mit Ocrelizumab erhalten. Diese wurde verschoben, da ich zeitgleich die Pneumokokken Impfung bekommen habe. Der neue Termin ist in 4 Wochen, also bin ich dann schon 7 Wochen über der halbjährlichen Zeitspanne. Falls sich die Lage bis dahin nicht entspannt, wie lange könnte die Infusion aus medizinischer Sicht noch weiter verschoben werden, ich aber noch vor Schüben geschützt bin? Wie lange braucht mein Immunsystem etwa, damit ich nach der Infusion wieder relativ stabil bin?

Antwort: Es ist leider nicht wirklich bekannt, wie lange der Effekt anhält. Aufgrund der Daten zur Wirkdauer wurden die halbjährlichen Abstände in den Studien gewählt. 4 Wochen und wahrscheinlich auch 8 Wochen längere Abstände sind vermutlich unproblematisch. Das hängt aber auch von der Aktivität der MS vor Therapiebeginn ab. In 4 -6 Wochen würde ich dann eher behandeln und nicht länger warten. 


Frage: Ich habe meine ersten beiden halben Dosen Ocrevus im Februar 2020 bekommen. Gibt es schon Informationen über Covid-19-Verläufe bei B-Zelltherapien? Wird ja immer als Risikotherapie betitelt. Bin in einer Behinderten-Pflegeeinrichtung tätig und kann somit nicht ins Home Office, soll ich mich krankschreiben lassen?

Antwort: Wir bekommen tatsächlich schon erste Berichte, wie COVID-19 bei Patienten mit Ocrevus verläuft. Bisher ist das alles ziemlich beruhigend. Natürlich sollte man aber systematische Beobachtungsstudien abwarten, bevor man generelle Aussagen macht, trotzdem würde ich bei Symptomfreiheit derzeit nichts ändern und auch zur Arbeit gehen. Natürlich sollte man insbesondere in Ihrer Situation alle generellen Schutzmaßnahmen beachten. 


Frage: Mir wird morgen zur Kontrolle meiner Ocrevus-Therapie Blut abgenommen. Gibt es hier eine Möglichkeit bzw. einen Anhaltspunkt wie gut ich derzeit mit einem Infekt (z.B. Covid-19) zurechtkommen würde?

Antwort: Nein, das kann man leider nicht. 


Frage: Was mir viel relevanter erscheint, ist, wie eine Immuntherapie - egal ob modulierend oder depletierend - einen Krankheitsverlauf mit COVID-19 beeinflusst. Kommt der Körper dadurch schlechter mit den Symptomen zurecht und sorgt das entsprechend für einen schweren Verlauf? Mir ist bewusst, dass das Virus recht neu ist, aber ich denke mal, dass eine grobe Abschätzung aus bekannten Corona- bzw. Grippeviren vorhanden sein müsste.

Antwort: Durch die B-Zelldepletion nach Ocrevus kommt es zu einem Antikörpermangel. Bisher gibt es keine Daten, dass dies zu einem schwereren Verlauf der Coronavirus-Infektionen führt, aber die Daten dazu sind noch sehr begrenzt. Für die anderen Therapien gibt es sehr unterschiedliche Effekte, aber alle depletierenden Therapien, also neben Ocrevus auch Lemtrada, aber auch insbesondere Gilenya und auch Mavenclad, sind kritischer zu sehen. 


Frage: Am 26.02. habe ich meine letzte Ocrevus-Therapie bekommen, zwei Wochen später erkrankte ich an einer Influenza und bin seither krankgeschrieben. Nächste Woche wollte ich wieder arbeiten gehen (Krankenhaus der Akutversorgung). Nach wie vor bin ich mir nicht sicher, in welchem Umfang/ ob überhaupt usw., ich das machen sollte. Mein Neurologe selbst befindet sich gerade in der Corona-Quarantäne. Im Internet selbst findet man wenig Handfestes für diesen individuellen Fall (ärztliches Personal mit MS unter immunmodulierender Medikation), sodass ich die Chance nicht vergehen lassen wollte, Sie um Rat zu bitten.

Antwort: Unter Ocrevus sollten sie m.E. versuchen, nicht im Patientenkontakt zu arbeiten, zumindest nicht aktuell in der unübersichtlichen Lage. Ich würde sie noch 2 Wochen krankschreiben. 


Frage: Ich bin weiblich, 25 Jahre alt und habe Ende Februar 2020 die ersten beiden halben Ocrevus Infusionen bekommen. Jetzt zu meiner Frage: Ich arbeite in einem Pflegeheim (Heilerziehungspflegerin) für Menschen mit Mehrfachbehinderung somit ist kein Home Office möglich. Am Wochenende wurde ein Bewohner positiv auf Corona getestet (milder Verlauf bisher) und es besteht durch die räumliche Nähe zu anderen Mitbewohnern in der Gruppe die Gefahr das sich mehrere angesteckt haben. Durch die Mehrfachbehinderung besteht auch keine Einsicht, sich an Hygienemaßnahmen (Abstand halten, Maske tragen etc.) zu halten. Außerdem ist durch die volle Übernahme der Körperhygiene mehrmals täglich ein sehr enger Kontakt zum infizierten unvermeidlich. Soll ich unter Ocrevus weiter dieser Tätigkeit nachgehen oder soll mir mein Neurologe eine AU ausstellen (wie lange?), da man lt. verschiedenen Plattform unter Ocrevus gefährdeter ist für einen schweren Verlauf. Habe wahnsinnige Angst, mich anzustecken, was sich in meiner Situation nur schwer vermeiden lässt.

Antwort: Das ist eine nicht unproblematische Situation. Durch die Behandlung mit Ocrevus besteht eine Abwehrschwäche, die in den ersten Wochen nach der Infusion am stärksten ausgeprägt ist. Da ein Bewohner mit Corona infiziert war und verschiedene andere offenbar Kontaktpersonen waren, ist das Risiko durch den Virus angesteckt zu werden erhöht. Ich würde in dieser Situation zu einer Krankschreibung raten und nicht zum Arbeitsplatz gehen. Falls möglich, sollten Sie selbst einen Virussicheren Mundschutz tragen, bei Auftreten von Symptomen muss eine Testung erfolgen. Es gibt bisher allerdings keine eindeutigen Daten, dass nach der Ocrevusgabe die Infektion stärker ausgeprägt abläuft. Sie gehören aber zu einer Risikogruppe.

 

Frage: Seit Anfang 2019 werde ich mit Ocrevus behandelt. MS wurde schon 1996 diagnostiziert.
Meine Neurologin möchte mir eine ärztliche Bescheinigung für die priorisierte Corona-Impfung ausstellen. Aufgrund meines minimierten Lymphozytenstatus: CD19+ = 5 statt 100-500 und CD19+R : 0 statt 6.0-19 und Lymphozyten gesamt von 1,08Tsd/ul möchte sie den frühestmöglichen Impftermin mit dieser Bescheinigung erreichen. Ferner sieht sie die Vektorimpfstoffe als zu risikoreich an und würde einen mRNA Impfstoff empfehlen wollen. Da ich am 09.02.21 die letzte Ocrevus Infusion erhalten habe, wäre der frühestmögliche Impftermin dann im Mai 2021 (3 Monate nach letzter Infusion). Kann mit einem solchem Attest die empfohlene Impfung beantragt werden? Und wo muss das Attest hingeschickt werden zur Beurteilung? Mein Wohnsitz ist NRW, Gesundheitsamt und Impfzentrum wäre in Bergisch Gladbach. Vielen Dank für Ihre Informationen!

Antwort: Eine gewisse Chance mag es für Ihr Anliegen nach der neuen Corona-Impfverordnung geben (siehe andere Antworten und www.bundesanzeiger.de). Allerdings ist die Gruppe derjenigen, für die dies zutrifft, groß. Es ist zu empfehlen, dass Sie sich bei Ihrer Landesregierung bzw. Ihre zuständige Gesundheitsbehörde (Gesundheitsamt Bergisch Gladbach in Ihrem Fall) erkundigen, welche ärztlichen Zeugnisse erforderlich sind und wie genau die neue Verordnung umgesetzt werden wird.

Frage: Guten Tag, gibt es neue Erkenntnisse zur Schwere der COVID-19-Verläufe unter Ocrevus? Vor einigen Monaten sagte mir meine Neurologin, dass unter Ocrevus die Gefahr eines schweren Verlaufes zwar erhöht scheint, konnte mir aber wegen noch fehlender Erfahrungswerte nichts Genaueres sagen. Ich bin 7 Wochen vor dem Therapiebeginn mit Ocrevus zum zweiten Mal mit Biontech geimpft worden. Zuvor hatte ich Aubagio eingenommen und darunter bei allen Impfungen gute Werte in der Titerbestimmung erreicht. Ist nun auch von einem ausreichenden Impfschutz gegen COVID-19 auszugehen oder sollte man die Antikörper bestimmen? Und sollte ich vor der nächsten Ocrevusgabe im Dezember eine Auffrischungs-Impfung erhalten?

Antwort: Hallo, es ist bei Ihnen alles optimal gelaufen, sie sind 7 Wo vor der Ocrevusbehandlung 2x mit Biontech geimpft worden und haben damit einen ausreichenden Impfschutz. Vom Aubagio wissen wir, dass die Impfreaktion (humoral und zellulär) nicht beeinflusst wird. Sie sollten sich etwa 8 Wochen vor der nächsten Ocrevus- Infusion zumindest die Spike-AK bestimmen lassen und bei negativen humoralen AK eine 3. Anti-C- Boosterung geben lassen. Unabhängig von der humoralen Impfreaktion wird die T-Zell gesteuerte zelluläre Impfreaktion vom Ocrevus nicht beeinflusst, da dies nur die B-Zellen stark reduziert( im peripheren Blut auf " 0").

Frage: Sehr geehrte Frau Prof. Dr. med. Haas, ich habe zuletzt in 09/2020 Ocrevus erhalten und jetzt steht evtl. ein Wechsel auf Tysabri an. Meine Frage: Ist die Bildung von Antikörpern unabhängig von dem Wert der B-Zellen möglich? Man soll ja mit hohem zeitlichen Abstand zur Ocrevus-Infusion impfen, aber wenn der CD19-Wert trotz Abstand noch bei 0 ist, ist dann trotzdem ein verbesserter Impferfolg zu erwarten?

Ich erlaube mir noch folgende Frage: Würden Sie vor dem Wechsel auf Tysabri (wie im Kleingedruckten beim KKNMS zu lesen) eine Remission der B-Zellen abwarten (Hintergrund ist hohe Schubaktvität und JCV-pos.)?

Antwort: Wenn Ihre CD-19-Zellen noch 0 sind, kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass die Antikörperbildung nicht optimal ist, dennoch kann durchaus über die sog. zelluläre Immunität Schutz durch die Impfung entstehen. Wenn Sie JC-positiv sind, besteht bei einem Wechsel zu Tysabri zu einem Zeitpunkt, wo sich die B-Zellen noch nicht erholt haben, ein gewisses PML-Risiko. Die Antikörpertiter-Höhe bezüglich des JC Virus ist bei fehlenden B-Zellen auch nicht unbedingt verlässlich

 

Letzte Aktualisierung: 10.12.2021 15:44

Nachfolgend finden Sie Fragen und Antworten zum Thema "Rituximab" der beteiligten Mitglieder des Ärztlichen Beirates der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft aus den Arzt-Sprechstunden auf MS Connect.

Aus Gründen des Datenschutzes wurden Kürzungen vorgenommen.  

 

Frage: Ich bekomme seit 2015 Rituximab (letzte Infusion im Februar 2020 in Bochum) und würde gerne von Ihnen wissen, ob das erhöhte Infektionsrisiko dauerhaft besteht oder eher nur kurzfristig nach erfolgter Infusion gilt. Vielen Dank schon im Voraus für Ihre Bemühungen!

Antwort: Wir empfehlen ca. vier Wochen vor/nach der Rituximab-Infusion keine Impfungen, weil sie wahrscheinlich zu niedrigem Schutz führen. Analog dazu gehe ich bei B-Zelldepletion (Zerstörung der aktiven B-Zellen) durch Rituximab auch nur von einer vorübergehend leichten Schwächung des Immunsystems für vier bis sechs Wochen aus.


Frage: Ich werde mit Rituximab therapiert. Da hier die Infektgefahr erhöht ist, habe ich meine Physiotherapiebehandlungen bis nächste Woche unterbrochen. Derzeit sieht es ja so aus, als wenn wir nicht so schnell durch die Corona-Epidemie kommen, daher benötige ich einen Rat, ob ich die Physiotherapie lieber weiterhin lassen soll, da man dort ja direkten Kontakt mit dem Therapeuten hat, der wiederum viel Menschenkontakt hat.

Antwort: Sie sollten wohl auf die Therapien zunächst weiter verzichten. Einige Übungen können Sie auch selbst machen, die Ihnen der/die Therapeut/in zeigen kann. 


Frage: Ich bekomme Rituximab als Therapie und bin dadurch infektanfälliger bzgl. Corona. Leider wird nie über das Thema Schuberhöhungsgefahr gesprochen. Da auch eine Grippe die Schubgefahr erhöht, kann bei Corona doch auch davon ausgegangen werden, auch wenn man einen milden Coronaverlauf hätte. Sehe ich das richtig oder eher nicht?

Antwort: Ob eine Corona-Infektion auch das Schubrisiko unter einer Rituximab-Therapie erhöht, wissen wir nicht. Genaue Daten zum allgemeinen Schubrisiko nach einer Corona-Infektion gibt es noch nicht.

 

Letzte Aktualisierung: 10.12.2021 15:44

Nachfolgend finden Sie Fragen und Antworten zum Thema "Teriflunomid (Aubagio)" der beteiligten Mitglieder des Ärztlichen Beirates der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft aus den Arzt-Sprechstunden auf MS Connect.

Aus Gründen des Datenschutzes wurden Kürzungen vorgenommen.


Frage: Ich nehme seit einem Jahr Aubagio, Lymphozytenzahlen sind meistens im unteren Grenzbereich, manchmal etwas darunter (1300 im Durchschnitt. Auf eine normale Lymphozytenzahl bei Aubagio wurde im DMSG-Artikel nicht hingewiesen im Bezug auf Covid-19.) Meine Neurologin sieht eine 8-wöchige Differenzialblutbildkontrolle für ausreichend. Sehen Sie das auch so? Im Falle einer mögichen Infektion mit ersten Zeichen müsste sofort eine Blutbildkontroll stattfinden?

Antwort: Die Kontrollen sind ausreichend. Sie können sich trotzdem wie jeder andere auch infizieren. Sicher wird man dann auch das Blutbild kontrollieren. Bei 1300 liegt nur eine leichte Reduktion der Lymphozyten vor. 


Frage: Wir haben in unserer Kita eine Notbetreuung für Kinder von Eltern mit systemrelevanten Berufen. Darf ich problemlos die Kinder betreuen? Muss ich, außer der üblichen Hygiene irgendetwas beachten. Ich nehme seit 3 Jahren Aubagio.

Antwort: Sicherlich sind Sie wie jeder Mitarbeiter dort einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt. Unter Aubagio gehen wir aber nicht von einem grundsätzlich erhöhten Risiko aus. 


Frage: Da man mit MS eine schwerwiegende Vorerkrankung hat und zur Risikogruppe gehört, soll man dann auf jegliche Kontakte (Einkaufen, nicht dringende Arztbesuche) verzichten? Und soll man sich krankschreiben lassen, wenn man mit Home Office nicht weiter arbeiten kann? (Ich – 10 Jahre MS, nacheinander: Interferon, Tysabri, seit einem Jahr Teriflunomid). 

Antwort: Unter Teriflunomid ist ein erhöhtes Risiko für eine Corona-Infektion eher nicht anzunehmen. Wir empfehlen, auch bei einer Corona-Infektion die Therapie unter engmaschiger (evtl. auch telefonischer) Absprache mit dem behandelnden Neurologen oder MS-Zentrum weiterzuführen. Die generelle Empfehlung zur Vermeidung von Infektionen gilt natürlich auch für MS Betroffene, besonders wenn eine Immuntherapie durchgeführt wird.

Arzt-Sprechstunde 12.02.2021
Frage: Seit 1996 habe ich MS und bin seit 11/20 auf Aubagio/Teriflunomid eingestellt. Ich möchte mich auf alle Fälle gegen COVID-19 impfen lassen und habe Fragen zur besseren Wirksamkeit der Impfung unter Aubagio und dem Vorliegen einer Allergie.
1) Da ich mit einer Autoimmunerkrankung zur Risikogruppe 3 zähle, jedoch im 11/21 erst 60 Jahre alt werde, vermute ich, mit dem Serum von AstraZeneca geimpft zu werden. Diesem wird eine geringere Wirksamkeit als den Seren von Biontech/Pfizer und Moderna nachgesagt.
Hinzu kommt, dass unter Aubagio die Wirksamkeit von Impfungen herabgesetzt ist.
Ich benötige eine ärztliche Einschätzung zu meiner folgenden Idee: 
In der Patienten Info des Kompetenznetz MS zu Aubagio, S. 19 steht, dass das Medikament mit Aktivkohle innerhalb 11 Tagen auswaschbar ist.
Ich frage mich nun, ob ich mit dieser Methode ein optimales Impfergebnis (egal welches Serum) erreichen könnte, um dann die Therapie 2 Wochen nach der 2. Impfung erneut fortzusetzen.
2) Ich habe eine Kontaktallergie gegen das Konservierungsmittel Thiomersal, welches häufig in Impfseren verwendet wird. In der Vergangenheit konnte meine Hausärztin das Pro/Kontra vor den Impfungen abklären.
Da ich vermutlich in einem Impfzentrum geimpft werde, ist mir unklar, wer im Vorfeld das Risiko (Thiomersal darf auf keinen Fall gespritzt werden) abklären kann.
Für eine ärztliche Beurteilung meiner Fragen bin ich sehr dankbar.

Antwort: Am 08.02.21 ist eine aktualisierte Corona-Virus-Impfverordnung veröffentlicht worden (www.bundesanzeiger.de). Danach gehören Sie in die Gruppe mit erhöhter Priorität. Für die Terminvergabe benötigen Sie ein ärztliches Zeugnis über das Vorliegen der in §4 Abs. 1 Nr. 2, Buchstabe b der Verordnung genannten Erkrankung. Arztpraxen sind zur Ausstellung berechtigt.
Unter Aubagio kann der Impferfolg bei üblichen Impfungen reduziert sein, wird aber im Allgemeinen als ausreichend angesehen.
Ein "Auswaschen" kann man nicht empfehlen, da damit das Risiko einer Aktivierung der MS bestehen würde.
Hinsichtlich Ihrer Allergie muss die Entscheidung vom Schweregrad abhängig gemacht werden. Lediglich eine Kontaktallergie gegen einen Stoff stellt kein Problem dar. Bei Neigung zur Anaphylaxie gäbe es ein Problem. Zu den Zusatzstoffen der jeweiligen Impfstoffe (und weitere werden ja vermutlich demnächst zugelassen) müssten Sie ggf. in der STIKO nachfragen. (siehe auch andere Antworten)

 

Letzte Aktualisierung: 10.12.2021 15:44

Nachfolgend finden Sie Fragen und Antworten zum Thema "Sonstige Therapien" der beteiligten Mitglieder des Ärztlichen Beirates der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft aus den Arzt-Sprechstunden auf MS Connect.

Aus Gründen des Datenschutzes wurden Kürzungen vorgenommen.

 

Frage: Hallo, ich habe eine PPMS seit über 20 Jahren. Therapie alle drei Monate 3x1000 mg Cortison. Bis 08/2016 10x Mitoxantron 15 mg. Die Therapie wurde wegen einer Lymphopenie abgebrochen. Lymphopenie besteht bis heute (Lymphozyten 11,8 % ). Die nächste Therapie mit Corporation und Volon-A steht in vier Wochen wieder an. Muss bei einer Impfung gegen COVID-19 etwas berücksichtigt werden. Vielen Dank für die Informationen.

Antwort: Hallo, bei Ihnen ist sicherlich mit einer verminderten Impfreaktion zu rechnen, wenn Sie knapp 12% Lymphozyten im Vergleich zum Durchschnitt der Bevölkerung haben. Wenn Sie über 60 Jahre alt sind, können Sie sich auch mit dem Astrazeneca-Vakzin impfen lassen. Der Abstand zwischen Cortison und Impfung sollte mindestens 4 Wochen betragen, damit Sie überhaupt eine nachweisbare Impfreaktion und dann nach der zweiten Impfung einen Schutz haben.

 

Frage: Ich habe die Diagnose RRMS im vergangenen Jahr bekommen und mache seit einigen Monaten das "Coimbra Protokoll" - Ultrahochdosen Vitamin D, aber ich nehme an, der Begriff ist Ihnen ohnehin bekannt. (Ich möchte hier mitlesende Mitglieder ganz klar warnen, das Ganze ohne ärztliche Begleitung zu machen!) Inwiefern glauben Sie, hat Vitamin D (speziell für TH1 und TH17 Reaktion) Einfluss auf die Immunreaktion bei Viren wie beispielsweise SARS cov 2?

Antwort: Keine Ahnung, vermutlich keine. Wobei Coimbra grundsätzlich eine gefährliche Sache ist und ohne jede Evidenz. 


Frage: Ich habe mich vor zwei Jahren einer Stammzelltransplantation bei MS unterzogen. Gibt es ein erhöhtes Infektionsrisiko nach HSCT? Muss ich irgendetwas besonders beachten, abgesehen von den sowieso geltenden Regeln wie das Einhalten des Abstands zu anderen Personen etc.?

Antwort: Nach 2 Jahren würde ich davon ausgehen, dass ihr Immunsystem wieder voll am Start ist. Keine Extraregeln. 

Arzt-Sprechstunde 12.02.2021
Frage: Ich habe neben MS (inzwischen SPMS) auch Progressive Systemische Sklerose und kollagene Kolitis. Für die MS bekomme ich keine Dauertherapie mehr, für die anderen beiden Erkrankungen Budesonid (Kolitis) und Bosentan/Clopidogrel (PSS) wegen digitaler Ulzera. Ist damit das Risiko eines schweren Corona-Verlaufs für mich höher, als wenn ich nur MS hätte - obwohl ich erst 35 Jahre alt bin?

Antwort: Das ist eine schwierige Frage, weil man natürlich derzeit noch relativ wenig Daten hat, um auch so spezielle Fragen gut zu beantworten. Ich kann daher derzeit nur sagen, aktuell werden als Risikofaktoren hohes Alter, Diabetes, Herzkreislaufschwäche, Hypertonus identifiziert. Über Autoimmunerkrankungen im Speziellen habe ich noch nichts gehört.

Frage: Ich bin seit 15 Jahren unter Avonex und stabil, arbeite in der Pflege und wurde am 25.01.21 das 2. Mal gegen COVID-19 geimpft, habe alles gut vertragen, lediglich nach der 2. Impfung hatte ich an der Einstichstelle einen Druckschmerz. 10 Tage danach hatte ich einen herkömmlichen AK Test machen lassen, mit dem Ergebnis 0,03 also komplett negativ, ich denke, das ist wohl nur eine humorale Immunantwort und es müsste die zelluläre Immunantwort gespiegelt werden, um nicht einem Trugschluss aufzusetzen.
Meine Frage: Gibt es bereits ein Verfahren, um diesen Nachweis sozusagen den Titer zu bestimmen und ist dies eine kassenärztliche Leistung?
Des Weiteren kann ich in der Regel davon ausgehen, dass die Impfung angeschlagen hat bzgl. meiner immunsuppressiven Behandlung, ich möchte mich nicht in falscher Sicherheit wägen.

Antwort: Ein wesentlicher Teil der Impfwirkung gegen das Corona-Virus läuft bei den mRNA-Impfstoffen über die zelluläre Immunität. Somit sollte man dem Antikörpertiter allein keine große Bedeutung beimessen. Bislang wird dieser Effekt in der Routine nicht geprüft und ist Gegenstand aktueller Studien. Die volle Wirkung der Impfung wird wohl ca. zwei Wochen nach der zweiten Spritze erreicht. Man wird weitere Untersuchungen abwarten müssen, um die Bedeutung der Antikörpertestung einordnen zu können.
Da Sie mit Avonex keine immunsuppressive, sondern eine immunmodulatorische Therapie erhalten, die die Immunantwort nicht beeinträchtigt, ist Ihre Sorge diesbezüglich unbegründet.

Arzt-Sprechstunde 12.02.2021
Frage: Ich bin seit 1997 an MS erkrankt und nehme seit Juli 2020 Mayzent. Gehöre ich somit zur Risikogruppe? Sollte meine Neurologin mir das bescheinigen, an wen muss ich mich mit dieser Bescheinigung wenden, um eine Einlandung zur COVID Impfung zu bekommen?
Wer entscheidet generell darüber ob Menschen mit chronischen Erkrankungen vorzeitig geimpft werden? Und woher bekommt diese Stelle seine Informationen bzw. Krankendaten?

Nach der gerade aktualisierten Impfverordnung vom 08.02.2021 gehören Sie, auch wenn Sie unter 60 Jahre alt sind, zu der Gruppe mit erhöhter Priorität (§4, Abs. 1 Nr. 2, Buchstabe b). Dies kann Ihnen die Arztpraxis bescheinigen. Das Ausmaß der körperlichen Einschränkungen, sofern mit der Gefahr eines schweren Verlaufs einer Corona-Infektion einhergehend, könnte ebenfalls zur Priorisierung beitragen. Schwieriger ist es sicher mit dem Termin. Es empfiehlt sich, dass Sie sich selbst bei der Gesundheitsbehörde Ihres Landes erkundigen.

 

Letzte Aktualisierung: 10.12.2021 15:44

Sobald die Reihe der Arzt-Sprechstunden, in der Sie Ihre individuellen Fragen stellen können, fortgesetzt wird, erfahren Sie es auf www.dmsg.de. Bis zur nächsten Arzt-Sprechstunde können Sie Ihre Fragen jederzeit per E-Mail an dmsg@dmsg.de richten.

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